Umweltkatastrophe: Fischsterben in der Oder trifft den Tourismus empfindlich

Das derzeitige Fischsterben in der Oder aufgrund einer vermuteten Giftwelle sorgt für herbe Einbußen für die anliegenden Tourismusregionen. So hat es beispielsweise in einigen flussnahen Regionen des östlichen Brandenburgs reihenweise Stornos gegeben, wie Ellen Rußig, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree auf Nachfrage von TN Deutschland erfahren hat. Und das, obwohl es nach ersten Untersuchungen keine gefährliche Quecksilberbelastung in der Oder oder ihren Nebenarmen gebe. Die Urlauber aber seien irritiert und insofern auch übervorsichtig, viele bleiben lieber gleich daheim. „Ich war am Wochenende im Oderbruch, da war so gut wie niemand“, sagt Rußig. Leidtragende sind neben Hoteliers und Gastronomen auch Dienstleister, die sich im wassertouristischen Segment bewegen. „Wer will denn schon mit einem Kanu über ein Gewässer fahren, in dem die Fische tot an der Oberfläche treiben?“, so Rußig. Betroffen ist auch der einzige deutsche Flussauen-Nationalpark, der Nationalpark Unteres Odertal, der ebenso wie der Oder-Neiße-Radweg ein ausgemachter Touristen-Hotspot ist.

In der angrenzenden Uckermark hat es nach Kenntnis von Anet Hoppe, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Uckermark GmbH, noch keine Stornierungen gegeben – jedoch schätzt sie die Situation für den Naturraum Uckermark „Ziemlich bescheiden“ ein. Sie fordert eine rasche Aufklärung des Sachverhalts – ebenso wie ein behördlich angeordnetes Befahrungs- und Betretungsverbot der betroffenen Oder-Abschnitte in der Uckermark, damit Betriebe, die Stornos hinnehmen müssen, eine bessere Grundlage hätten, dadurch entstandene Umsatzausfälle geltend machen zu können.  Ganz bitter: Nach der afrikanischen Schweinepest und der Corona-Pandemie die dritte Katastrophe innerhalb kürzester Zeit, die die Region zurückwirft.  Kurios: Laut Brandenburgs Umweltminister Axel Vogt (Grüne) habe es bereits am 27. oder 28. Juli erste Hinweise auf eine Vergiftung der Oder im polnischen Oppole (Oppeln) gegeben, doch die Informationen seien von polnischer Seite nicht weitergegeben worden. Man habe lediglich „durch Dritte und die Medien“ davon erfahren. Derzeit räumen Helfer die Gewässer von Tierkadavern, allein bei Schwedt im polnischen Krajnik Dolny seien 20 Tonnen Kadaver mit Baggern aus der Elbe gefischt worden. Erste Kadaver wurden allerdings bereits in Fürstenwalde und im Oder-Spree-Kanal entdeckt. Welche Giftstoffe das Fischsterben mutmaßlich ausgelöst haben, wird derzeit von polnischer Seite überprüft, nach bis zu 300 verschiedenen Stoffen wird gefahndet.

(15.08.2022)