Die Seele ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Und die Seele ist verletzlicher als viele meinen. Für nicht wenige Mitarbeiter glichen die letzten Jahre einer Achterbahnfahrt. Ein Gespräch über Arbeit in unruhigen Zeiten, die Verantwortung von Arbeitgebern und was Unternehmensseelsorger Firmen und DMOs diesbezüglich für ein Angebot machen können.
Herr Schwarz, die Tourismusbranche macht schwere Zeiten durch. Was macht das mit den Menschen, die in Destinationen, der Gastro oder der Hotellerie arbeiten – nicht zu vergessen die Selbstständigen?
Auf jeden Fall macht es wach. Denn diese Zeit bringt bestehende Spannungen viel deutlicher ans Tageslicht als früher. Bisher verborgene Themen kommen nun – unter dem Druck des aktuellen Weltgeschehens und zum Beispiel auch durch den akuten Personalmangel – schneller an die Oberfläche. Das bringt Zerwürfnisse mit sich, doch vor allem auch Chancen für persönliches Wachstum und Weiterentwicklung. Grundsätzlich befinden wir uns in einer schnelllebigen Zeit, in der Sinnhaftigkeit, Ressourcen und Ausrichtung gut und häufiger miteinander abgeklärt und besprochen sein wollen.
Als Agentur hat sich RSPS stetig weiterentwickelt. Neben der reinen PR sind Sie auch in Hotels und Destinationen als Unternehmensseelsorger oder Kommunikationsmentoren unterwegs. Wie kam es dazu?
Mit 25 Jahren habe ich mich über vieles noch gewundert, was mir mit 50 einfach klarer ist. Und uns wurde früh bewusst, dass eine Kommunikation nach außen auch ein Kommunikationsvermögen braucht, das wir uns über die Jahre hinweg durch Weiterbildungen angeeignet haben. Gute Kommunikation – also verstehen und verstanden werden – kann nur dann stattfinden, wenn wir mehr über die Kommunikationsprozesse und deren Auswirkungen wissen, über empathische Fähigkeiten verfügen und reflektiert sind.
Wie sieht das Angebot genau aus?
Wir haben zwei Schwerpunkte: ein Gesprächsangebot an den Einzelnen, der sich in einem geschützten Raum das, was ihn bewegt, von der Seele reden kann, ohne sich verurteilt, oder zum Handeln verpflichtet zu fühlen. Er kann einfach nur in Kontakt kommen mit dem, was ihn wirklich bewegt, das kann eine enorme Entlastung mit sich bringen und Klarheit und Raum für Veränderung schaffen. Als zweiten Schwerpunkt betreuen wir auch Teams, etwa dann, wenn ein offener Dialog stattfinden soll. Das bedeutet, einen Rahmen zu schaffen, in dem ehrliche Begegnungen stattfinden können, also auch Ängste, Verletzlichkeit, Bedürfnisse und Erwartungen offen an- und ausgesprochen werden können. Dabei versprechen grundsätzlich keinen Erfolg in der Problemlösung, wir moderieren den Prozess und stellen hilfreiche Fragen.
Mit welchen Themen kommen die Mitarbeiter zu Ihnen und wie wird das Angebot angenommen?
Es kommen nahezu alle Lebensbereiche zur Sprache: vom Trauerfall, über Trennung, Überforderung bis hin zu Erkrankungen. Doch auch das Teilen von Erfolg und Freude ist oft gefordert – und der Wunsch nach Zuspruch und Einordnung hin zu „Bin ich ok, so wie ich bin, war das ok, was ich gemacht habe?“, denn ab und an sind wir „unterlobt“, weil Kritik und positives Feedback nicht in der richtigen Balance sind. Persönliche Entwicklungsthemen spielen ebenso eine große Rolle, viele Menschen suchen nach Wegen, ihr Potenzial tiefer zu ergründen, und stellen sich die Frage: „Wie kann ich noch wirksamer werden?“ Andere wiederum bewegt der Aspekt, wie sie mit den Menschen in ihrem Umfeld gut kommunizieren können. Darüber hinaus wollen Konflikte angeschaut und geklärt werden.
Gibt es auch Vorbehalte?
Das Gesprächsangebot ist immer auf freiwilliger Basis und auch konfessionell neutral. Es ist in keiner Weise ein therapeutisches Angebot. Es wird von den Menschen genutzt, die es möchten. Dabei braucht es zu Beginn eine gute Einführung und immer eine Zeit des „Beschnupperns“. Nach den ersten Gesprächen ist dann oft zu spüren, wie gut es dem Gegenüber tut, sich aussprechen zu können und dabei ohne Vorbehalte angenommen zu sein. Dies wird meist als Geschenk empfunden. Dafür braucht es Vertrauen und Verschwiegenheit, die wir zu 100 Prozent gewährleisten. Und manchmal passen Gesprächspartner einfach nicht zueinander, auch das darf sein und soll offen miteinander besprochen werden.
Wenn man als Tourismusorganisation darüber nachdenkt, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter adäquat zu unterstützen, wie sollte man vorgehen?
Wer solch ein Angebot implementieren will, sollte daran interessiert sein, eine echte Hilfestellung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu bieten, und sieht darin eine große Chance. Bei der Auswahl des Begleiters oder der Begleiterin ist es aus unserer Sicht gut, eine offene und zugewandte Persönlichkeit zu finden, die vor allem menschlich passt, grundsätzlich mit sich im Reinen ist, ausgleichend wirken kann und gut ausgebildet ist. Das können unter anderem Coaches, Psychologen, Therapeuten und Seelsorger sein, die sich über entsprechende Organisationen und Verbände finden lassen oder über eine Empfehlung in den Fokus rücken.
Die RSPS Agentur für Kommunikation GmbH aus Tübingen ist spezialisiert auf Tourismus-PR und Hotel-PR. Arbeitsschwerpunkte sind die klassische Medienarbeit, Social Media, Kommunikationsmentoring und Unternehmensseelsorge. Die Agentur wurde 1997 von Geschäftsführerin Dr. Anja Baumeister und Rainer Schwarz gegründet. Kontakt: www.rsps.de, Telefon 07071 – 98 98 40, Mobil 0171 – 77 00 131.
(19.12.2022)