Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband

Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband, über 20 Jahre Deutscher Tourismuspreis , die Nominierten für den diesjährigen Online-Pitch und warum der Innovationsfinder eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Nationalen Tourismusstrategie spielen könnte.

Der DTP hat sich über die Jahre zum einen als wichtigster Branchenpreis etabliert und zeigt gleichzeitig Jahr für Jahr aufs Neue, wie bedeutend Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit des Deutschlandtourismus sind. Er ist damit auch ein wichtiges Barometer für Trends, Entwicklungen und Herausforderungen, denen die Betriebe, Destinationen und Verbände innovativ begegnen müssen.

Ich kann da keine wirkliche Schieflage erkennen. Als DTV hat uns hier auch keine Kritik erreicht. Für mich ist vielmehr klar: Innovation und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Sie bedingen einander bei den wirklich zukunftsweisenden Projekten! Die Innovation eines Projekts ist mit 40 Prozent trotzdem beim DTP nach wie vor der Bewertungsaspekt, der als Einzelpunkt am höchsten gewichtet wird. Die soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit fließen mit je 20 Prozent in das Ergebnis ein. Angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels wäre es vielleicht sogar anzeigt, die soziale Nachhaltigkeit künftig stärker zu gewichten. Denn was nutzt die beste Innovation, wenn wir keine Menschen mehr haben, die das alles am Ende umsetzen?

Wegmarken waren sicherlich die Einführung des Publikumspreises im Jahr 2015 inklusive des Online-Votings, die Zeit ab 2020, als die ganze Branche mit den Folgen der Coronakrise gekämpft hat und wir den Tourismuspreis und die Preisverleihung komplett in den virtuellen Raum verlegen mussten, und ab 2021 auch der Live-Pitch der letzten fünf Finalisten. Seit vergangenem Jahr findet der Pitch nun für alle sichtbar online statt, was noch einmal für mehr Transparenz, Teilnahme und Interaktion sorgt.
Eine Stärke des Deutschen Tourismuspreis war immer, dass die Bewerbungen stark auf aktuelle Ereignisse, neue Bedürfnisse und gesellschaftliche Herausforderungen reagiert haben. So gab es Jahre, wo sehr viele Bewerbungen aus dem Bereich der Digitalisierung kamen, in anderen Jahren wiederum gab es viele Einreichungen aus dem Beherbergungsbereich oder eben aus den Bereichen Mobilität, Integration oder Nachhaltigkeit. Auch das Thema Leerstrand im ländlichen Raum taucht immer wieder auf. Der rote Faden über all die Jahre ist die Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie erreichen wir eine stärkere bzw. nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit im Markt?

Insgesamt gehen zehn Projekte in den Pitch. Ins Rennen gehen zum Beispiel ein Projekt für die Transformation von Hofbetrieben im Allgäu, das Deutschlandmuseum, ein städtisches Klimaprojekt, das Kommunikationsprojekt eines Hotels für 250 Nachhaltigkeitsmaßnahmen, ein Gegenentwurf zur traditionellen Berufsmesse, um dem Fachkräftemangel zu begegnen sowie das erste digitale und destinationweite Monitoring- und Benchmarkingsystem für die Qualitätserfahrung von Urlaubsgästen. Es ist in jedem Fall sehr viel Spannendes dabei. Alle Finalisten sind HIER auf der Website des DTP einsehbar. Auch die Anmeldung zum Online-Pitch ist dort schon online.

Für uns ist der Innovationsfinder ein wichtiges Instrument, das perspektivisch auch noch eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Nationalen Tourismusstrategie spielen könnte. Wir als Branche überlegen gerade gemeinsam mit der Politik, wie wir Best Practices noch besser in die Fläche bringen. Der DTP und der Innovationsfinder bieten sich hier als Instrumente in jedem Fall an. Und es liegt an uns als Branche, die wiedergewonnene Stärke nach der Coronazeit nun so zu nutzen, dass Destinationen und Betriebe weiter innovativ bleiben können.


28.08.2024