Dirk Weidemann, Sales & Business Development  Teejit GmbH

Ein Gespräch über persönliche Herausforderungen, Teejit als ein junges Unternehmen in Veränderung, und warum ein Transformations-Index ein neuer Kompass für die Branche sein könnte.

Das war für mich tatsächlich eine richtig große Veränderung. Und nicht nur eine: Bahncard 100 statt Dienstwagen, ein junges Team mit flachen Hierarchien statt gewachsener Strukturen, ein Unternehmen, das noch viel vorhat und dynamisch agiert statt verwaltet – um nur einige zu nennen. Genau das hat mich nach vielen Jahren in gesetteten Unternehmen gereizt. Und es hat super geklappt! Eine wichtige Erkenntnis für mich: Man lernt unglaublich viel dazu, wenn man seine jahrelang aufgebaute Komfortzone verlässt. Unsere Meeting-Kultur ist eine andere als die, wie ich sie früher kannte. Ich kommuniziere heute anders. Aber ich bin ein Mensch geblieben, der nicht alles digital abwickeln möchte. Das persönliche Treffen ist mir nach wie vor wichtig. Bei Teejit bin ich nun der älteste Mitarbeiter. Und es ist die Mischung, die uns jetzt als Team so stark und innovativ macht. Wobei meine jüngeren Kollegen und Kolleginnen jetzt vielleicht sagen würden, dass ich manchmal bremse. Aber dafür weiß ich, wie die Destinationsebene, getrieben auch durch die äußeren Umstände, tickt – und das ist für meine jungen Kollegen und Kolleginnen manchmal wirklich schwer nachzuvollziehen (lacht).

Ganz neu online gegangen ist gerade die Lernplattform in Baden-Württemberg. Für die Lernplattform, unseren „KnowledgeHub“, gibt darüber hinaus bald ein Relaunch des Back- und Frontends und überall stetig neue Inhalte, bspw. zu den Themen Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie (GWÖ). Wir entwickeln auch unsere digitalen Angebote, etwa den Wissensmonitor als Dashboard-Lösung, immer weiter. Und unser Website-Check wächst gerade zu einem umfangreichen „Digital-Check“, der auch die Sozialen Medien mit in die Betrachtung einbezieht. In der Beratung gehen wir stark in Richtung der Themen Nachhaltigkeit, Innovation, Transformation und GWÖ. In puncto GWÖ sind wir übrigens gerade auch selbst als Unternehmen bilanziert worden. Aber was uns wirklich aus den Händen gerissen wird, sind derzeit unsere KI-Workshops. Hier nehmen wir Unternehmen an die Hand und führen sie in das Thema grundsätzlich ein, stellen die wichtigsten Tools vor und beantworten individuelle Fragen. Wir feiern das Thema aber nicht einfach nur – sondern sprechen auch ethisch schwierige Aspekte in der aktuellen Entwicklung offen an bzw. stellen sie zur Diskussion.

Das sind wir weiterhin. Aber eLearning ist eben nur ein Teil eines erfolgreichen Wissens- und Umsetzungsmanagements in Destinationen. Durch unsere Beratungsfelder oder den „InnovationHub“ können wir DMOs noch besser in ihren Herausforderungen begleiten und unterstützen und für jede Situation die richtige Lösung finden – und das ist nicht immer nur die Wissensvermittlung via eLearning. Ein Produkt, das diese Dinge nochmals enger miteinander verzahnt, wird unser neuer Transformationsindex. Die Frage dahinter ist: Wie bereit ist eine Destination oder ein Unternehmen zur Transformation? Um das messbar zu machen, haben wir eine Reihe von Indikatoren identifiziert, die wir für einen Score miteinander in Verbindung setzen. Die Veränderungsbereitschaft, die Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand, die Attraktivität des Zielzustandes sowie die Machbarkeit sind ebenfalls Aspekte, die wir uns für den Index anschauen. Für dieses Projekt gibt es übrigens schon erste Pilot-Partnerregionen.

Eines habe ich über die vergangenen Jahre festgestellt: Wir tun uns im Deutschland-Tourismus mit Veränderungen sehr schwer, vor allem auf der Ortsebene. Dort, wo das Wissen über die Einzigartigkeit unserer Produkte liegt, fehlt es häufig an Verständnis, warum Technologie-Wissen und Digitalisierung so wichtig sind und es mangelt auch an technologischem Basis-Wissen. Wenn man sich die Datenqualität im DZT-Knowledgegraph oder auf den Landes-Datenbanken anschaut, dann muss man konstatieren, dass das häufig nicht ausreichend zur Vermarktung ist. Ich will den Touristikern aber gar nicht allein den Schwarzen Peter zuschieben. Es sind auch die Strukturen – und damit meine ich explizit auch die politische Einflussnahme auf und durch diese Strukturen. Das behindert meiner Meinung nach ein effizienteres und auf mittelfristige Ziele ausgerichtetes Arbeiten. Wenn man nur von Projektförderung zu Projektförderung denkt, um seine finanziellen Ressourcen absichern zu können, weil im Kernhaushalt nicht ausreichende Mittel zur Verfügung stehen, dann wird sich an den Herausforderungen wenig ändern. Dazu gehört im Übrigen auch eine adäquate Bezahlung der Fachkräfte, die in Zukunft noch schwieriger zu finden sein werden.


30.09.2024