Vergangene Woche fand in Sachsen-Anhalt der 1. MICE-Day statt. Die rund 60 Teilnehmer und Netzwerkpartner, Veranstalter aus dem Kongressbereich, der Tagungshotellerie, Eventlocations und Destinationen, hatten sich dabei bereits im Vorfeld den Themenschwerpunkt selbst gesetzt: Nachhaltigkeit. Hintergrund: Nachhaltige Veranstaltungen werden vor allem bei Tagungshotels immer häufiger nachgefragt. Perspektivisch könnten Anbieter ohne Zertifizierung bei zahlreichen Firmenveranstaltungen aufgrund sich verändernder Richtlinien sogar komplett leer ausgehen. Knapp ein Drittel der Auftraggeber hat bereits heute feste Vorgaben für Nachhaltigkeitsrichtlinien, die bei der Planung von Veranstaltungen umgesetzt werden müssen; bei einem Viertel davon wird die Buchung von nachhaltig zertifizierten Hotels und Locations vorausgesetzt. Die IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt hatte deshalb ein Programm auf die Beine gestellt, das die Teilnehmer zum einen mit vielen Fakten rund um die aktuelle Marktsituation abholte – und gleichzeitig konkrete Anregungen für Maßnahmen und Zertifikate rund ums Thema Nachhaltigkeit bot.
Die aktuelle Situation im MICE-Bereich ist folgende: Die Anzahl der deutschlandweiten (Präsenz-) Veranstaltungen wird dieses Jahr mit 2,58 Millionen wieder gut 80 Prozent des Niveaus von 2019 (2,89 Mio.) erreichen. Seit 2021 zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Präsenzveranstaltungen. Auch größere Business-Events kommen zunehmend zurück. Ein Grund für dieses – nicht von allen so möglich gehaltene – Comeback ist, dass trotz guter Möglichkeiten für virtuelle Meetings und dem Wunsch nach Nachhaltigkeit Dienstreisen für viele Arbeitssuchenden bei der Jobwahl ein wichtiges Kriterium sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Zahlungsdienstleisters Airplus. Demnach sehen 92 Prozent der Befragten einen Nachteil darin, eine Dienstreise durch eine Video-Konferenz zu ersetzen. Weitere Nachteile sehen die Befragten in fehlenden persönlichen Begegnungen (59%) und den damit fehlenden Networking-Möglichkeiten (31%) bei rein digitalen Veranstaltungen.
Dr. Robert Franke, Geschäftsführer
IMG Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH
„Trotz aller Möglichkeiten, für Meetings digital zusammenzukommen, braucht es auch in Zukunft den persönlichen Kontakt. Dabei ist das Bewusstsein von Planern und Teilnehmern gestiegen, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren und die Veranstaltungen nachhaltiger zu organisieren.“
Die professionelle Bearbeitung des Veranstaltungsmarktes stellt für das Land Sachsen-Anhalt und die Veranstaltungsdestinationen daher eine weitere Möglichkeit zur Optimierung der Tourismus- sowie Standortförderung und der damit verbundenen Wirtschaftskraft und Imageprofilierung dar.
Die ganzheitliche Vermarktung der Veranstaltungsbranche sei „ein wichtiger Baustein zur Erhöhung der Sichtbarkeit des Handlungsfeldes MICE gegenüber Veranstaltungsplanern aus Unternehmen, Verbänden, Kunden aus der Wissenschaft sowie Mittlern“, sagt IMG-Chef Dr. Robert Franke.
Und die Ausgangslage für eine erfolgreiche Marktbearbeitung in Sachsen-Anhalt ist im Zusammenspielt mit dem vielfältigen kulturellen Erbe, wie den Unesco-Welterbestätten, gegeben. Dazu kommen kurze Entfernungen sowie eine gute Erreichbarkeit der Locations innerhalb der Großstädte sowie eine gute übergreifende Anbindung an die Metropolen Berlin, Leipzig und Dresden.
Nationale Veranstalter bilden mit 93,7 Prozent des gebuchten MICE-Volumens in Sachsen-Anhalt die solide Basis. 189 Veranstaltungsstätten gibt es im Land – davon 35 Veranstaltungszentren, 93 Tagungshotels und 61 Eventlocations. 67 Prozent der MICE-Veranstaltungen finden dabei in der Tagungshotellerie statt. Speziell die Tagungshotellerie muss sich daher für die künftigen Ansprüche der Kunden rüsten: 2023 zeigte eine Umfrage der Hochschule Harz, dass 24 Prozent der Kunden sich für nachhaltige Angebote interessieren. „Von diesen haben aber wiederum nur 27,5 Prozent tatsächlich dann auch ein entsprechendes Angebot gebucht“, führte Prof. Dr. Michael Thaddäus Schreiber auf dem MICE-Day aus. In Summe buchten heute also erst rund 13 Prozent der Firmen tatsächlich Angebote, die als solche erkennbar sind. Doch werde sich dies „schnell ändern“, so Prof. Schreiber. Den Hoteliers im Harz, von denen laut einer Sonderbefragung der Hochschule erst 19 Prozent eine Nachhaltigkeitszertifizierung durchlaufen haben, empfiehlt er deshalb, „sich zügig mit dem Thema zu beschäftigen“.
Um die Veranstalter des Bundeslandes auf ihrem Weg weiter zu begleiten, hat die IMG bereits angekündigt, auch in Zukunft jährlich einen MICE-Day auszurichten. Im Fokus der Veranstaltung wird dabei jährlich ein wechselndes Thema stehen.
(28.10.2024)