Ein Gespräch über die Folgen der Air Berlin-Pleite für den größten Standort Düsseldorf, den neuen Partner Lufthansa und die wackelige Situation mit dem Security-Dienstleister Kötter
Herr Schnalke, DUS ist wie kein anderer Airport vom Aus der Air Berlin betroffen. Kann das stärkere Engagement von Eurowings das AB-Volumen überhaupt auffangen?
Wir haben immer gesagt, dass die Air Berlin-Insolvenz für uns in Düsseldorf in der Tat ein komplexes Thema ist, das es zu lösen gilt. Air Berlin ist ein langjähriger Partner mit zuletzt 30 Prozent Marktanteil. Darum haben wir im Hintergrund viele Gespräche geführt. Mit Erfolg. Denn nach der Insolvenz scheint nun ein nahezu nahtloser Übergang der Verkehre hin zur Lufthansa-Gruppe möglich. Wir sind aber noch am Anfang der Gespräche. Unsere Kapazitätserweiterung wird damit mittel- und langfristig wichtiger denn je.
Von Lufthansa als neuem Platzhirsch kommen bereits fordernde Töne. Carsten Spohr fordert mehr Mitsprache in DUS und nennt als positives Beispiel MUC. Wird sich die Zusammenarbeit von der mit Air Berlin unterscheiden?
Die jüngsten Entscheidungen stellen die Kontinuität des Flugverkehrs in Düsseldorf sicher. Darum freuen wir uns nun darauf, die intensiven Gespräche mit der Lufthansa-Gruppe über eine langfristige Zusammenarbeit zu führen. Dies ermöglicht letztlich auch eine bessere operative Ausgestaltung der Prozesse. Wir werden die Lufthansa-Gruppe bestmöglich dabei unterstützen, nachgefragte Strecken schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können.
Trotz der immer wiederholten Kritik an den Kosten von DUS, stationieren Eurowings und Lufthansa nun gleich mehrere Langstreckenjets. Woher kommt dieser Sinneswandel – oder sind Sie LH entgegengekommen?
Die aktuelle Entwicklung untermauert ganz eindeutig die Attraktivität des Luftverkehrsstandortes Düsseldorf. Darum kaufen wir uns hier keine Verkehre ein. Eine Zusammenarbeit auf neuen Strecken muss sowohl für die Airline als auch für den Flughafen wirtschaftlich attraktiv sein. Daher läuft auch die Zusammenarbeit mit der Eurowings auf Basis unserer offiziellen, öffentlich einsehbaren Entgeltordnung. In diesem Rahmen fördern wir bestimmte Verkehre, die für uns als Flughafen von strategischer Bedeutung sind. Hiervon profitiert natürlich auch die Eurowings. Kriterien sind eine möglichst hohe Slot-Effizienz, die weitere HUB-Entwicklung und eine grundsätzliche Stärkung des Interkontinentalverkehrs.
Sind Ihre Wachstumsziele mit 25 Millionen Passagieren für dieses Jahr durch die Umbrüche noch realistisch?
Wir sind zuversichtlich, dass die Lücken, die Air Berlin hinterlässt, so schnell wie möglich gefüllt werden. Dass die Übernahme der Verkehre aber eine gewisse Übergangszeit im verkehrsärmeren Winter in Anspruch nehmen wird, ist klar. Wir gehen aktuell davon aus, dass wir dieses Jahr mit deutlich über 24 Millionen Fluggästen einen neuen Passagierrekord in Düsseldorf verzeichnen werden. Die 25-Millionen-Marke heben wir uns angesichts der jüngsten Ereignisse wahrscheinlich für später auf.
Haben Sie die Probleme mit ihrem Security-Dienstleister Kötter nachhaltig in den Griff bekommen – wenn ja, wie?
Die Situation an den Sicherheitskontrollen hat sich spürbar entspannt. Grund hierfür sind Ad-hoc-Maßnahmen, die die Bundespolizei und wir in die Wege leiten konnten, nachdem das im Auftrag der Bundespolizei an den Kontrollstellen arbeitende Sicherheitsunternehmen ihren Auftraggeber offiziell um Unterstützung gebeten hatte. So wurde der Weg freigemacht, unter anderem Unterstützung von weiteren externen Dienstleistern anzufordern. Hiermit sehen wir eine unserer Hauptforderungen erfüllt. Von einer grundsätzlichen Lösung der Situation möchte ich aber noch nicht sprechen. Die Passagierzahlen bewegen sich bis zum Ende der Herbstferien auf hohem Niveau. Gemeinsam tun wir aber alles dafür, um die Situation an den Kontrollstellen weiter zu stabilisieren und die Wartezeiten für die Passagiere auf ein erträgliches Maß zurückzuführen.