Mark Thompson, CEO B&B Hotel

Der B&B-Geschäftsführer im Gespräch

mark thompson im interviewEin Gespräch über das Potential von Budgethotels, wie man mit Direktbuchungen unabhängiger von Booking.com bleibt und den Plan, in Deutschland jeden Monat mindestens ein neues Haus zu eröffnen. 

Herr Thompson, wo sehen Sie die Potentiale, um in Deutschland weitere Budgethotels neu zu eröffnen?

Thompson: Das Potential in Deutschland ist riesig. Deutschland ist der größte Businessmarkt Europas, es ist der größte Standort für Messen und der zweitgrößte Kongressmarkt weltweit. Wenn man dem gegenüberstellt, dass wir und Motel One zusammen in Deutschland rund 130 Hotels haben, und B&B in Frankreich mit 251 Häusern nur die Nummer vier im Markt ist, ist das Potential gewaltig. In Großbritannien zählen Premier Inn und Travelodge zusammen rund 1200 Hotels, während Marken in unserem Segment im deutschen Markt unterrepräsentiert sind, denn rund 90 Prozent der mit uns im Wettbewerb stehenden Hotels sind in Deutschland nicht markengebunden.

Sieht PAI Partners als der neue Eigentümer der B&B-Hotels die Entwicklung in Deutschland ähnlich positiv?

Thompson: Ja. Wir sehen in Deutschland, wo wir in den vergangenen sechs Jahren bereits von 31 auf 84 Hotels gewachsen sind, das größte Potential. Unsere und die Absicht unserer neuen Eigentümer ist es, in Deutschland mindestens ein Hotel im Monat neu zu eröffnen – und nach Möglichkeit auch mehr.

Lüneburg und Halle/Saale, einige der Standorte Ihrer neuen Hotels, sind nicht unbedingt als Kongressstädte bekannt. Die touristische Klientel haben Sie bislang nur am Rand angesprochen.

Thompson: Historisch sind wir auf der Businessschiene groß geworden. Aber wir sehen auch das immense Wachstum bei Kurz- und Städtereisen in Deutschland. Diese Gäste suchen oft keine Full-Service-Hotels, aber Sauberkeit, Verlässlichkeit und ganz allgemein einen guten Standard für einen ansprechenden Preis. Daher schauen wir seit zwei oder drei Jahren nicht mehr ausschließlich auf die Großstädte, in denen die Entwicklung rasant ist. Die B-Märkte – in Deutschland gibt es zum Beispiel 24 Städte mit mehr als 1 Million Übernachtungsgästen im Jahr – sind für uns genauso attraktiv, auch wenn wir hier eher den Kurzurlauber als den Businessgast beherbergen. Wir können das auch an der Auslastung dieser Häuser an den Wochenenden feststellen.

Können Sie hier ein Beispiel nennen?

Thompson: Kaiserslautern ist ein gutes Beispiel. Das ist kein Top-Touristenziel, aber wir verzeichnen hier eine der besten Auslastungszahlen bundesweit. Das ist ein guter Mix aus Businessgästen und Touristen. Und genau das bestätigt uns in dem Bestreben, weiterhin nicht Hotels mit 500 Zimmern zu bauen, sondern in einer Größe, mit der wir in lokalen Märkten gut zurechtkommen und die wir in diesen lokalen Märkten auch füllen können.

Immer wieder gibt es Ankündigungen, dass weitere Budgethotelmarken in Deutschland Einzug halten könnten. Macht Ihnen das Sorgen?

Thompson: Nein. Klar ist, dass wahrscheinlich mittelfristig ein oder zwei neue Wettbewerber dazukommen werden. Nichtsdestotrotz denke ich, da werden manche Dinge heißer gekocht als letztlich gegessen. Easyhotels zum Beispiel – bis auf ein oder zwei Häuser ist nichts von den großen Ankündigungen geblieben, die bei der Markeneinführung durch den Raum hallten. Oder Louvre Hotels, die haben 2015 neun Häuser von Motel One gekauft. Da wird ein Label durch ein anderes Label ersetzt, aber die Zahl der Häuser im Wettbewerb steigt letztlich nicht.

Das Interview führte Thorsten Keller