Ein Gespräch über Wissensvermittlung in Zeiten von Corona, die wachsende Bedeutung guter E-Learning-Angebote, und woher LMOs/ DMOs in ihrer Rolle als Regionalisierer von Inhalten wissen, welche Kurse wirklich von ihren Partnern und Betrieben gebraucht werden.
Mission E-Learning: Das Teejit-Team Bastian Hiller, Hubertus Stock und Liane Eckl (v.l.)
Die Pandemie hat unsere Art zu arbeiten, unsere Meeting-Kultur, stark verändert. Was bedeutet das für E-Learning-Angebote und digitale Wissensvermittlung?
Hiller: In Zeiten von Lockdown- und Eindämmungsmaßnahmen, in denen Gäste ja leider oft fernbleiben müssen, hat sich natürlich auch der digitale Teil unseres Arbeitsalltages verändert. Auf einmal sind viele Betriebe gezwungen, sich mit – für sie – ganz neuen Bereichen und Themen auseinanderzusetzen. Zudem müssen und können interne Abläufe auf den Prüfstand gestellt, verändert und verbessern werden. Für diese Entwicklungen benötigt es oftmals Wissen, welches zurzeit hauptsächlich digital abrufbar und konsumierbar ist. Vor allem die Akzeptanz von E-Learning und anderer digitaler Formen der Wissensvermittlung ist in den letzten Monaten gestiegen. Zudem haben Vorbehalte oder auch Angst vor der digitalen Welt weiter abgenommen. Für die digitale Wissensvermittlung heißt das aber auch, dass sie sich weiterentwickeln muss: Es muss etwa sehr viel stärker auf – bisher ausschließlich – analoge Themen eingegangen werden. Ebenso müssen Veranstaltungen digitalisiert werden und die Erreichbarkeit für Feedback und Rückfragen muss gewährleistet werden.
Welche Inhalte sind seit der Pandemie besonders gefragt – oder nach wie vor aktuell?
Eckl: Unsere Welt wird immer digitaler. Das spiegelt sich natürlich auch in der Nachfrage wider. Zahlreiche unserer Kurse sind daher klar online-orientiert. Durch die andauernde Pandemie wird diese Entwicklung nur noch weiter verstärkt. Ebenfalls ein spannendes Thema sind Anleitungen – also Klick-für-Klick-Anleitungen, in denen zum Beispiel Zoom oder verschiedene Datenbanken, erklärt werden. Nutzer müssen sich auf den Plattformen, die im Arbeitsalltag fest integriert sind, gut auskennen. Eine höhere Nachfrage hat auch das Thema Wissensvermittlung und Wissensmanagement. Die Frage, wie Empfänger oder Teilnehmer jetzt am besten erreicht werden und zur Teilnahme an Weiterbildungen bewegt werden können ist zu einer zentralen Thematik geworden. Viele Themen oder Veranstaltungen, die bisher selbstverständlich als Präsenzveranstaltung stattfanden, müssen nun digital stattfinden. Das stellt alle Beteiligten, also Betriebe, DMOs und Referenten immer wieder vor große Herausforderungen.
Welche Rolle spielen LMOs/DMOs derzeit beim Thema Wissensvermittlung – und wie könnten Sie es angehen?
Stock: Sowohl LMOs als auch DMOs spielen eine zentrale Rolle in der Wissensvermittlung und im Wissensmanagement! Das Thema Weiterbildung bedarf in Covid-19-Zeiten mehr Planung als zuvor. Das Angebotsspektrum ist auf einen Schlag sehr viel umfangreicher geworden, da nun zuvor analoge und digitale Produkte und Maßnahmen anders geplant und umgesetzt werden müssen. DMOs und LMOs können dieses Angebot oftmals sehr viel besser bündeln und – entsprechend der Tourismus-/Landesstrategien – dezentral an die Leistungsträger ausspielen. Damit diese Maßnahmen langfristig erfolgreich sind, bedarf es eine gründliche strategische Ausgangslage, in der unter anderem geklärt ist, „Wer“ am Ende „Was“ wissen soll und wie „Sie/Er“ dies am besten lernt. Grundlegend ist vor allem, dass Weiterbildung von Anfang an ganzheitlich gedacht wird. Selbst wenn eine LMO/DMO erst mal mit nur einem Bereich starten will, so ist es enorm wichtig, alle Themenbereiche der Weiterbildung in der Planung miteinzubeziehen. Dadurch können die anderen Themenbereiche dann später optimal auf die schon existierenden Bereiche abgestimmt in den Prozess eingebunden werden. Wird darauf nicht geachtet, können Bereiche und Maßnahmen sehr schnell ins Leere laufe oder beim Leistungsträger zu Verwirrung sorgen, wenn sie denn überhaupt dort ankommen.
In einem früheren Interview haben Sie gesagt, ein Schlüssel zum Erfolg digitaler Lernangebote sei, Themen regional herunterzubrechen. Gilt das auch aktuell?
Hiller: Absolut. Außerdem gilt das nicht nur für digitale Lernangebote. Jedes Seminar, Webinar, On-Demand-Kurs oder Coaching ist für den einzelnen Konsumenten sehr viel schlüssiger, wenn es auf seine regionalen oder gar persönlichen Bedürfnisse und Situationen abgestimmt ist. Prinzipiell gilt: „Wie bringe ich jemandem so schnell wie möglich das für ihn Wichtige bei“. Je stärker ich einen „allgemeingültigen Inhalt“ auf diese Bedürfnisse umforme, herunterbreche oder anpasse, umso besser wird das Gelernte von den Teilnehmern anschließend für den Betrieb adaptiert und umgesetzt werden können. An dieser Stelle können wir nochmal auf die vorherige Frage zurückkommen, weil jede „Ebene“ (LMO, DMO, Stadtmarketing, etc.) Wissen besitzt, welches Inhalte eines Lernangebotes für die Konsumenten enorm bereichert. Je enger die verschiedenen Ebenen hier zusammenarbeiten und sich abstimmen, umso bessere Ergebnisse entstehen daraus für die Konsumenten der Lernangebote!
Woher weiß ich als Tourismusorganisation, was sich meine Akteure vor Ort wünschen?
Stock: Grundsätzlich wissen Tourismusorganisationen oft schon ungefähr, wo „der Schuh drückt“. Um effektive Weiterbildungsmaßnahmen zu implementieren, lohnt sich allerdings ein genauerer Blick auf die Bedürfnisse und Wünsche der Akteure vor Ort. Wie ist deren Wissensstand? Wo gab es bereits was für Maßnahmen? Wo benötigen die Akteure weiteren Input oder weiteres Wissen? Genau das haben wir 2019 deutschlandweit mit dem Wissensmonitor angestoßen. An diesem Projekt haben letztes Jahr schon zahlreiche LMOs und DMOs teilgenommen und konnten davon, in Form einer detaillierten Auswertung, profitieren. Wir haben den Wissensmonitor seitdem weiterentwickelt und daraus ein umfassendes Tool zur Erhebung des Wissensbedarfs in einer Region oder einem ganzen Bundesland entwickelt.
Digitale Angebote können nicht jedes Seminar ersetzen. Wie muss folglich eine Verzahnung von physischen und virtuellen Angeboten ausschauen?
Hiller: Kurz gesagt können digitale Angebote als Wissensgrundlage im Vorfeld einer Präsenzveranstaltung dienen. Diese ergeben vor allem dann Sinn bzw. machen Spaß, wenn die Teilnehmer zu Beginn ungefähr auf demselben Level sind. Ist dies nicht der Fall, sind Anfänger frustriert und Fortgeschrittene gelangweilt. Durch digitale Angebote können Anfänger wirklich am Anfang, bei den Basics eines Themas, abgeholt werden und vorab das nötige Wissen erwerben – und zwar in ihrem eigenen Tempo. Ist der Tag des Seminars gekommen, kann der Referent die Zeit dann für die wirklich wichtigen Punkte verwenden, muss keine Grundlagen mehr aufarbeiten und kann eventuell auf ganz spezielle thematische Fragen der Teilnehmer eingehen. In physischen Angeboten kann der Referent außerdem immer auf das Online-Angebot verweisen. Teilnehmer können auf diese Weise auch im Nachgang Inhalte nachholen oder auffrischen. So kann nachhaltige Wissensvermittlung funktionieren.
Was und welche Kurse erwarten TN-Deutschland-Leser in dieser Serie?
Eckl: In unseren LIFT-Kursen können Sie eine große Bandbreite an relevanten touristischen Themen erwarten. Von Online-Themen wie „Content Marketing“, über Offline-Themen wie „Barrierefreiheit im Tourismus“ bis hin zu Mix-Themen, die online sowie offline relevant sind, wie z.B. „Storytelling“ ist alles dabei. Vor allem aber werden Sie Themen finden, die es so bisher noch nicht im Portfolio von Teejit gibt. Denn: im Rahmen des LIFT-Förderprogramms haben wir gezielt Themen und Inhalte gesucht, die nicht in unserem typischen Elearning-Angebot zu finden sind. Sicherlich gibt es auch Klassiker wie rechtliche Fragen zur Webseite oder Social Media. Aber Themen wie Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit oder „Ideen finden“ sind auch für uns Neuheiten! Zu jedem dieser Felder gibt es zahlreiche Experten und mit diesen wollen wir Ihnen Wissen leicht und unkompliziert vermitteln.
Hier geht es zu den Kursen Content Marketing TEIL I & TEIL II
Weitere Infos:
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