Holger Wetzel, Redakteur und Autor der Hundewander- und Stadtführer „Fred & Otto unterwegs…“

Ein Gespräch über Hundstage, Reiseveranstalter, die plötzlich die Tierliebe entdecken und den Wunsch nach einer echten Willkommenskultur für Vierbeiner in mehr deutschen Regionen

 

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Herr Wetzel, Herbst und Winter sind Hundezeit an der Küste. Welche Regionen sind besonders auf das Thema Urlaub mit Hund eingestellt?

Mittlerweile haben sich viele Regionen an Nord- und Ostsee auf Gäste mit Hund eingestellt. Besonders an der Ostsee gibt es fast überall Hundestrände oder Strände mit gesondert ausgewiesenen Hundeabschnitten. Allerdings mangelt es in vielen Destinationen noch an einer offiziellen Hunde-Gäste-Politik. Die Willkommenskultur für Vierbeiner könnte herzlicher und professioneller sein. Vielfach werden Gäste mit Hund noch wie Gäste zweiter Klasse behandelt.

 

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Dabei gibt es doch mehrere Millionen Hundebesitzer. Für die müssten sich die Regionen doch eigentlich ganz schön ins Zeug legen.

Grundsätzlich darf jeder Tourismusmanager und Kurdirektor davon ausgehen, dass Hunde nicht beißen, dass sie kein Chaos stiften und bei anderen Gästen nur für Ärger sorgen. Destinationen sollten gerne etwas mehr Toleranz zeigen und zum Beispiel großzügigere Freilaufzonen einrichten, einen Futter- oder Gassi-Service anbieten. Oder Wellness-Programmen für Hunde. Das wären Schritte, damit sich Gäste mit Hund – besonders abseits der Hauptreisezeiten – in einer Ferienregion wohl fühlen.

 

Wie sieht das Hotelangebot diesbezüglich aus?

Fast schon völlig problemlos und sehr professionell gehen Vier- und Fünfsternehotels mit Gästen um, die mit Hund anreisen. Es gibt Hotels mit Zimmern und teilweise ganzen Etagen, die ausschließlich für Gäste mit Vierbeinern reserviert sind. Auch kleinere Pensionen nehmen gerne Gäste mit Hund.

 

Spielt das Thema im Deutschlandtourismus überhaupt eine Rolle, sprich: Hat sich da mal jemand zahlenmäßig mit beschäftigt?

 Fakt ist: Die meisten Hundehalter bleiben mit ihren Tieren in Deutschland. Sylt ist in Deutschland ein Vorreiter und belegt eine Ausnahmestellung. Dort wurden in Wenningstedt vor einigen Jahren die „Hundstage“ etabliert, um Gäste mit Hund aus der Hauptsaison heraus zu einem Aufenthalt in der Nebensaison zu motivieren. Die „Hundstage“ bieten jeweils eine Woche lang Vorträge, Unterhaltung, Spaziergänge, Wettbewerbe und Tipps rund um das Fellwesen und seine Haltung. Ein Projekt, das von Beginn an ein Riesenerfolg ist und neben Menschen aus der ganzen Republik auch viele Einheimische begeistert. In diesem Jahr sind die „Hundstage“ am 11.11. zu Ende gegangen.

 

Gibt es spezielle Hundereise-Veranstalter oder Websites zu dem Thema? Oder haben vielleicht auch große Veranstalter das Thema schon für sich entdeckt?

Im Gegensatz zu den Destinationen stellen sich immer mehr Reiseveranstalter auf das Thema Reisen mit Hund ein. Ich würde fast sagen, dass Angebote seit einem guten Jahr regelrecht aus dem Boden schießen. Neben den zumeist kleineren Anbietern haben sich Thomas Cook und die TUI hier sehr hervorgetan. Die bieten sehr gute Viersterne-Häuser mit professionell auf die Bedürfnisse von Familien mit Hund abgestimmten Travel-Packages an.

 

Und mal ganz doof gefragt: Was gefällt eigentlich einem Hund am Urlaub?

Naja, während Herrchen und Frauchen sich nach der langen Wanderung durch kaltes und nasses Wetter auf eine Sauna oder den Whirlpool freuen, will der Hund im Urlaub im Wasser plantschen, durch den Schlamm toben, im See schwimmen und ganz viel Zeit mit Herrchen und Frauchen verbringen.

 

Als Autor haben Sie mehrere Bücher zum Thema Urlaub mit Hund geschrieben. Wenn es eine Sache gibt, die Sie zu dem Thema immer schon mal allen Deutschlandtouristikern sagen wollten, dann tun Sie es bitte jetzt.

Gäste mit Hund sind keine Melkkühe, die zwar vor Ort Geld ausgeben sollen, aber ansonsten mit vielen Einschränkungen zu kämpfen haben. Hundebesitzer geben speziell außerhalb der Hochsaison gutes Geld aus. Da wäre es großartig, als Gast mit Hund ein bisschen mehr Wertschätzung zu erfahren. Das, was die Hotels und die Reiseveranstalter mit viel Liebe und Professionalität auf die Beine stellen und vor Ort umsetzen, könnte von den Tourismusbüros und den örtlichen Verwaltungen noch mehr unterstützt werden. Ich habe im vergangenen Jahr über 60 Orte an der Nord- und Ostseeküste besucht und immer wieder festgestellt: Wenn alle an einem Strang ziehen und das Reisen mit Hund vollumfänglich professionalisieren, haben alle (Gastronomen, Hoteliers, Tourismusmanager) viel Freude an dem Thema.