Christoph Kruse, Geschäftsführer & Gründer von bookingkit

Ein Gespräch über die Digitalisierung von Erlebnissen, Schnittstellen zu 360 Millionen potentiellen Kunden und Mund-zu-Mund-Propaganda im Internet

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Die Digitalisierung der Freizeit, um sie online buchbar zu machen, ist ein aktueller Megatrend. Warum eigentlich?

Dieser Trend ist entstanden, weil der Erlebnissektor der drittgrößte touristische Markt mit einem weltweiten Umsatzpotential von rund 100 Milliarden US-Dollar ist. Und er ist erst zu einem Bruchteil digitalisiert, während in nahezu jedem anderen Bereich der geschäftlichen und gesellschaftlichen Welt alle Zeichen auf digital stehen. Teilweise sind die Online-Vermarkter einen Schritt weiter, jedoch die dahinterliegenden Geschäftsprozesse nicht.

 

Zu was führt das?

Derzeit entsteht auf die Erlebnisanbieter ein Digitalisierungsdruck, sowohl von Seiten der Endkunden als auch seitens der Vermarktungsplattformen. Nur was digital buchbar ist, landet unterm Weihnachtsbaum. Allein, es fehlt bei fast drei Vierteln der Anbieter noch an der notwendigen Infrastruktur für eine Buchung über die eigene Website.

 

Sie versprechen, Ihre Kunden an ein Vertriebsnetz mit 360 Millionen potentiellen Kunden anzuschließen. Wie geht das?

Wenn Sie Ihr Angebot digital vorliegen haben, benötigt man, einfach gesagt, nur noch eine passende Schnittstelle zu den wichtigsten europäischen Vermarktungsplattformen. Und genau das setzen wir um. Da wir selbst nicht vermarkten, werden wir von den Plattformen nicht als Konkurrent, sondern als willkommenes Werkzeug gesehen. Wir schließen also die Lücke zwischen Endkunden und Vermarktungsplattform auf der einen sowie den tatsächlichen Angeboten auf der anderen Seite.

 

Was genau leistet bookingkit?

bookingkit stellt Anbietern von Erlebnissen eine Komplettlösung für die digitale Buchung, Bezahlung, Verwaltung und Vermarktung bereit. So ist man in sehr kurzer Zeit komplett online, ganz ohne Programmierkenntnisse. Das schafft Freiräume für die Anbieter, sich um das Erlebnis selbst, ihre Kunden oder die Weiterentwicklung zu kümmern. Einmal digitalisiert, bringen wir die Angebote automatisiert auf die Portale von Vermarktungspartnern wie Mydays, GetYourGuide, Jollydays und Tripadvisor. Die sind ihrerseits stets interessiert an neuen, spannenden Angeboten – siehe auch den jüngsten Einstieg von Aribnb in das Thema. bookingkit leistet als Aggregator also Pionierarbeit für das gesamte Freizeit-Ecosystem.

 

Was unterscheidet Sie von anderen Dienstleistern?

Wir sehen uns neutralen Helfer und Mitarbeiter des Anbieters, als jemand, der ein ureigenes Interesse am Erfolg jedes einzelnen Kunden hat. Wir arbeiten dabei nicht nur mit Erlebnisanbietern zusammen, sondern auch mit DMOs. Wir haben unsere Lösung sehr einfach, automatisch und intuitiv bedienbar gemacht. Persönliche Beratung, Webinare, Workshops und Best Practice Beispiele setzen dazu regelmäßig Impulse, zuletzt etwa beim Thema Gutscheingeschäft. Im Übrigen sind die erzielten Umsätze bei uns über ein Treuhandkonto geschützt und können besonders schnell an die Anbieter ausgeschüttet werden, auch bei langfristigen Buchungen. Das ist einzigartig im Markt. bookingkit ermöglicht darüber hinaus die Buchung von ausländischen Kunden in derer Sprache. Insgesamt sind elf verschiedene Sprachen verfügbar. Die Kunden können sich somit internationaler aufstellen und den potentiellen Kundenstamm erweitern

 

Ihre Software unterstützt den Verkauf auch beim dynamischen Pricing, um den besten Umsatz herauszuholen. Wie geht das?

Zunächst machen wir das gesamte Geschäft für den Anbieter transparent und ermöglichen dann einen Blick sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft jedes einzelnen Angebotes. Dieses Funktion nennt sich Ertragsmanagement. Der Erlebnisanbieter weiß also zu jedem Zeitpunkt und Plattform übergreifend genau darüber Bescheid, wie viele Plätze bereits verkauft und wie viele Verkäufe noch zu erwarten sind. Letzteres beruht auf einem speziellen Algorithmus entlang der unzähligen Daten und Erfahrungswerte, die wir mit bookingkit bereits gewonnen haben. Der Anbieter kann nun zum Beispiel Rabattaktionen starten oder Kontingente zwischen den verschiedenen Vermarktungspartnern umschichten, um eine optimale Auslastung und mehr Umsatz zu erreichen. Außerdem liefern wir umfangreiche Auswertungen und Statistiken, die zeigen, welche Preise, Zeitpunkte oder Erlebnisinhalte am besten funktionieren.

 

Wie groß ist der Aufwand, seine Angebote zu digitalisieren?

Ich halte das Wort „Aufwand“ schon fast für ungeeignet. Vielleicht etwa 15 Minuten für‘s Einrichten des ersten Angebotes. Kosten entstehen erst bei Umsatz über eine Provision. Wächst das Geschäft, gibt es günstige Paket-Tarife nach dem Flatrate-Prinzip. Sieht man seine eigene Website als Hauptverkaufskanal, lohnt es sich etwas mehr Zeit in das individuelle Aussehen der eingebundenen Buchungslösung zu investieren. Aber auch dafür liefern wir Hilfe, etwa ein WordPress Plugin oder unsere leistungsstarke API.

 

Wenn ich auf meine Website einen Shop mit Buchungsfunktion einrichte, wird auch das Thema Veranstalterhaftung eventuell aufkommen. Wie unterstützen Sie hier technisch?

Die Haftung für eine online buchbare Veranstaltung unterscheidet sich nicht vom analogen Ticketverkauf. Wir bilden die analoge Welt lediglich ab. Jeder Anbieter muss sich daher im Vorfeld um die Absicherung seines Events kümmern.

 

Was passiert mit einem Anbieter, dessen Angebote nicht im Netz auffindbar sind?

Wir wollen hier keine Angst verbreiten. Es kann gut sein, dass ein lokal sehr gut aufgestellter Anbieter weiterhin erfolgreich mit Zettel und Stift arbeiten kann. Aber wir sehen auch, dass nicht immer nur die Qualität des Erlebnisses darüber entscheidet, ob es gebucht wird oder nicht. Das Kauf- und Buchungserlebnis rückt immer weiter in den Vordergrund, insbesondere bei Gutscheinen und Geschenken. Ein weiterer wichtiger Faktor sind Empfehlungen: War es früher noch Mund-zu-Mund Propaganda, so ist es heute Instagram-zu-Facebook Propaganda. Denn bei wachsender Angebotsvielfalt und immer mehr Plattformen muss man nicht nur überall präsent sein, sondern man muss auch gefunden werden. Alles passiert online, den Schritt in die analoge Welt vollziehen dann nur noch die wenigsten. Zugespitzt könnte man sagen, es werden sogar Angebote verschwinden, die online buchbar sind. Wer aber gar nicht online ist, vergibt von vornherein viele Chancen, seiner Leidenschaft auch in Zukunft nachgehen zu können.