Ein Gespräch über 25 Jahre Arbeit im Bereich Nachhaltigkeit, warum viele Mitarbeiter von Destinationen und in Betrieben noch keine echte Haltung zu dem Thema entwickelt haben, und wie DMOs noch Teil der Jubiläumstour werden können
Herr Koch, Sie feiern dieses Jahr Ihr 25-jähriges Jubiläum ihrer Nachhaltigkeitsarbeit und haben das Thema schon zum Schwerpunkt gemacht, als andere diesen Bereich noch gar nicht auf dem Schirm hatten. Wie kam es dazu?
Bedingt durch mein Biologie-Studium habe ich schon immer versucht, die Natur und die Menschen zu verstehen. Nach diesem Studium bin ich 1997 nach Schweden gegangen, um dort noch Umweltmanagement und Umweltpolitik zu studieren. Das Land war damals schon Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und der Implementierung konkreter Maßnahmen in Firmen und Gesellschaft. Während dieser Zeit fiel für mich die Entscheidung, dass ich in diesem Bereich meinen Teil dazu beitragen möchte, unsere Welt zu gestalten. Bei TUI Deutschland konnte ich dann als Nachhaltigkeits- Umwelt- und Qualitätsmanager die Themen erstmals aktiv miteinander verbinden und mit Futouris eine der größten deutschen Nachhaltigkeits-Initiativen mit gründen, die touristische Veranstalter und Betriebe bis heute zu kooperativem Vorgehen inspiriert. 2012 begann dann mein eigener Weg mit der bluecontec GmbH. Inzwischen ist das Thema in großen Teilen der Gesellschaft angekommen und mehr und mehr Unternehmen begreifen, dass Nachhaltigkeit ein wesentlicher Teil des wirtschaftlichen Erfolgs ist.
Das 25. Jubiläum geht einher mit einer „TOUR“ durch die DACH-Region. Was genau passiert im Rahmen dieser TOUR?
Im Zuge der Tour blicke ich zurück auf 25 Jahre Nachhaltigkeit und zeige, was sich hier speziell im Tourismus bewegt hat, aber auch, wo sich die Branche und die Gesellschaft noch schwertun. Die Analyse des Status Quo wird der zweite wesentliche Teil meiner Auftritte sein. Was ich hier schon sagen kann, ist, dass Nachhaltigkeit auch in Deutschland noch längst nicht Standard ist. Je nach Region setzen sich rund 5-10 Prozent der Betriebe bewusst mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander oder sind entsprechend zertifiziert. Die Rahmenbedingungen zwingen uns außerdem, die Dinge noch viel umfassender zu betrachten als vor einigen Jahren. Da draußen kocht das Klima, innen kochen die Betriebe: Fachkräftemangel, Arbeitsüberlastung, Burn-out, Change-Prozesse oft auf mehreren Ebenen gleichzeitig – das alles gehört zusammen. Meine Überlegungen gehen deshalb inzwischen dahin, dass wir eher von „Regeneration“ als von Nachhaltigkeit sprechen müssten. Der dritte Teil der Tour gibt dann einen Ausblick auf die nächsten 25 Jahre. Und was wir hier gemeinsam tun müssen, um den vielfältigen Herausforderungen ganzheitlich zu begegnen.
Destinationen können noch als TOUR-Ort dabei sein, wie genau läuft das ab?
Mit Regenburg als Stadt, der Österreich Werbung in Wien und dem Schloß Blumenthal sind bereits spannende Tour-Standorte dabei, fünf Destinationen können aber nach der Sommerpause noch Teil der Reihe werden. Wichtig ist, dass Regionen, die dabei sein möchten, sich als Schnittstelle zu den Betrieben vor Ort begreifen. Auch sollte die Region nicht zu klein sein, denn konzipiert ist jeder Tour-Standort für rund 100 Teilnehmer, die gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft arbeiten wollen. Idealerweise geht der Impuls dann deutschlandweit von den Inseln im Norden über den ländlichen Raum bis zu den Städten. Für jede Region wird es im Rahmen der Tour eine individuelle Betrachtung und Adaption der Erfolgsfaktoren geben, auch wenn die sieben Grundprinzipien der Regeneration überall dieselben sind: Leben fördert immer das Leben, Leben ist immer im Wandel und reaktionsfähig, Leben beruht auf der Qualität der Beziehungen, Leben ist zyklisch und saisonal, Leben ist immer im Flow, Leben ist ein zusammenhängendes Ganzes und zu guter Letzt divers. Die Tour ist aber keine reine Vortragsveranstaltung, sondern beinhaltet auch einen interaktiven Teil mit Zeit für Reflexion und Zeit, Fragen zu beantworten. Am Ende der gemeinsamen Veranstaltung stehen sowohl für DMOs als auch die teilnehmenden Betriebe konkrete Umsetzungs-Ideen für die Praxis im Alltag. Sichtbar werden die Ergebnisse eines Tour-Stopps medial auch durch TN-Deutschland als Medienpartner.
Aber sind wir im internationalen Vergleich in Deutschland nicht schon sehr weit beim Thema Nachhaltigkeit?
Auf der einen Seite haben wir hier hohe Standards, beispielsweise was die Abfallwirtschaft oder Kläranlagen angeht. Weil Umwelt- und Klimaschutz bei uns aber eben vorwiegend über Vorschriften, Rechte und Gesetze umgesetzt wird, hat sich beim Einzelnen selten eine Haltung dazu gebildet. Das Thema Nachhaltigkeit ist deshalb in deutschen Betrieben oft sehr verkopft. Emotional nimmt das noch viel zu wenige Menschen mit auf die Reise. Und das müssen wir ändern! Und die Tour wird genau hier Impulse geben.
Was sind mit Blick auf die nächsten Jahre die größten Herausforderungen für Destinationen und Betriebe beim Thema Nachhaltigkeit?
Zum einen müssen wir es wie schon gesagt schaffen, die Menschen emotional mitzunehmen. Es darf nicht das Gefühl entstehen, dass hier nur aus dem Elfenbeinturm heraus verordnet wird. Denn genau das ist die Gefahr, weil wir um uns herum schon jede Menge Regularien haben. Und mit dem Lieferkettengesetz oder der CSRD sowie Green Claims-Richtlinie der EU kommen weitere hinzu. Destinationen müssen es schaffen, aus Betrieben, Gästen und Einheimischen eine Art Netzwerk mit Haltung zu machen, das gemeinsam nachhaltig wird. Die TOUR könnte dafür ein gelungener Startschuss in Destinationen sein.
Sie haben Interesse mit Ihrer Destination Teil der Jubiläums-TOUR von Andreas Koch zu werden? Dann schicken Sie bitte eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an a.koch@bluecontec.com. Bitte beantworten Sie dafür 3 Fragen:
- An wen richtet sich der TOUR Vortrag als Zielgruppe?
- Warum passt das Thema dieser TOUR gerade gut zu dem wo Sie gerade stehen?
- Was wünschen Sie sich als bestmögliches Ergebnis?
Wir nehmen dann umgehend mit Ihnen Kontakt auf.