Ein Gespräch über die CMT Stuttgart als weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, den Ausbau des B2B-Programms jetzt auch auf der Reisemesse Touristik & Caravaning in Leipzig und warum integrierte, zielgruppenorientierte Tochtermessen ein wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung des Messegeschäfts sind.
Frau Straub, kurz vor Jahresende steht mit der „Touristik & Caravaning“ (TC) in Leipzig noch die größte Reisemesse Mitteldeutschlands an. Was unterscheidet diese Messe von der CMT?
Die TC ist mit 500 Ausstellern aus den Bereichen Caravaning und Tourismus die größte Reisemesse Mitteldeutschlands. Unser offizieller Partner 2019 ist die Erlebnisheimat Erzgebirge, seit diesem Jahr auch UNESCO-Welterbe. Uns künftig noch stärker mit dem Freistaat Sachsen zu vernetzen, ist übrigens ein erklärtes Ziel, um die Messe in der Region noch stärker zu verankern und mit lokalen Akteuren gemeinsam weiterzuentwickeln. Damit haben wir über die Jahrzehnte in Stuttgart sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch der Ausbau der B2B-Formate steht in Leipzig auf unserer Agenda. So gibt es dieses Jahr am TC-Freitag zum Beispiel erstmals die Fachveranstaltung #ZukunftsSchmiede gemeinsam mit dem Landestourismusverband Sachsen. Weitere Schwerpunktthemen sind Bike und Outdoor sowie Kreuzfahrten, wo es mit der fvw am 21. November das Format „Cruise Academy“ geben wird. Neueinsteiger und Experten im Kreuzfahrtverkauf bekommen an diesem Tag geballtes Produktwissen. Erstmals findet im Rahmen der TC Leipzig auch ein „Reiseblogger-Barcamp“ statt. Beginnend am 20. November stehen nun fünf Messetage in vier Hallen auf dem Programm, zu denen wir über 60.000 Besucher erwarten. Sowohl in Leipzig wie in Stuttgart verzeichnen wir steigende Ausstellerzahlen. Wir können für 2020 sogar sagen, es wird die größte CMT aller Zeiten.
Für viele Fachbesucher und Deutschlandtouristiker ist die CMT in Stuttgart der erste Pflichttermin des neuen Jahres. Was erwartet Besucher in diesem Jahr?
Auf die CMT kamen vergangenes Jahr allein rund 36.000 Fachbesucher. Und nachdem wir in den vergangenen Jahren das B2B-Programm in Stuttgart deutlich ausgebaut haben, sind wir nun soweit, unsere Idee „CMTbusiness“ stärker in den Fokus zu rücken. Dabei geht es für Fachbesucher darum, die CMT selbst noch mehr als Businessplattform für sich nutzen zu können, um mit der eigenen Zielgruppe in Kontakt zu treten. Vielen ist nicht klar, dass sie die Möglichkeit haben, sich am Fachbesucherprogramm zu beteiligen oder das Messeumfeld für eigene Events zu nutzen, auch wenn sie keine Aussteller sind. Wir möchten als Experten mit über 50 Jahren Erfahrung in der Organisation der Urlaubsmesse und von Veranstaltungen dabei unterstützen, auch kleinere Netzwerkveranstaltungen, Seminare, Pressekonferenzen oder Weiterbildungsformate zu entwickeln. Wir als Messe kommunizieren das dann gebündelt. Es geht also nicht nur um Räumlichkeiten und Unterstützung bei der Veranstaltungsorganisation, sondern auch um Kommunikation und den Netzwerkgedanken.
Und was sind in Ihren Augen Fachbesucherhöhepunkte, die man sich jetzt schon in den Kalender schreiben sollte?
Höhepunkte gibt es einige. Zu nennen sind sicherlich der Tourismustag Baden-Württemberg (13.1) mit mehr als 1.000 Akteuren und Leistungsträgern, der „CMT Nations Day“ (13.1) als Networking- und Weiterbildungsevent für Ländervertreter und das Konsularische Korps, die Auszeichnung der „Reisemobile des Jahres“ von der Motorpresse (11.1) und die Verleihung des European Innovation Award (12.1) des DoldeMedien Verlags. Den Stellplatzgipfel (13.1) haben wir in diesem Jahr zu einem Diskussionsformat weiterentwickelt, bei dem es stark um die Wirtschaftlichkeit von Reisemobil-Stellplätzen für Kommunen, aber auch Bäderbetriebe, gehen wird. Auch der Tag der Bustouristik (14.1), der „Destination Germany Day“ (14.1) in Kooperation mit der fvw und die „VIR Start-up Night“ (16.1) sind sehr spannende Termine. Ganz neu sind in Stuttgart ist der „Marina-Gipfel“, ein Fachformat für Städte und Regionen, die mit dem Gedanken spielen, eine Marina zu bauen sowie die Veranstaltung „Caravan meets Touristik“. Insgesamt reden wir über rund 50 B2B-Veranstaltungen.
Darüber hinaus steht an allen Messetagen das Thema Karriere und Nachwuchsgewinnung auf dem Programm. Interessierte junge Menschen und Berufseinsteiger haben immer die Möglichkeit, an den Ständen mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Aussteller wiederum können kostenlos Räumlichkeiten für Vorstellungsgespräche nutzen.
Sowohl die TC wie die CMT setzen stark auf das Thema Camping – und damit automatisch auch auf das Reiseland Deutschland. Profitieren beide Messen vom steigenden Interesse an der Reiseform Camping und dem Boom zum Deutschlandtourismus?
Ja, das merken wir. Den Boom im Caravansegment spüren wir dabei besonders an der steigenden Nachfrage nach Ausstellungsflächen. Zudem merken wir im touristischen Bereich eine steigende Nachfrage im DACH-Bereich, wobei speziell das Thema Deutschlandtourismus auf der CMT traditionell sehr stark ist – und trotzdem noch weiterwächst. Auch international werden auf der CMT 2020 einige neue Länder dazukommen, beispielsweise Namibia, Belize, Ras al Khaimah, Indonesien, der Iran und der Kosovo. Für alle gilt: Die Kombination aus Business-Plattform und Endkunden-Präsentation trifft die aktuellen Bedürfnisse und den Zeitgeist.
Das Format Messe ist nach wie vor bei Ausstellern wie Publikum beliebt: Wieso ist diese Art der Präsentation seit Jahrzehnten so erfolgreich – und wie hat es sich über die Jahre verändert und weiterentwickelt?
Das Format verändert sich eigentlich ständig beziehungsweise entwickelt sich entlang der sich verändernden Anforderungen mit. Früher ging es nur Informationsgewinnung, dann kam der Eventcharakter dazu. Was auch immer wichtiger wurde – und wir von den Ausstellern auch einfordern – ist eine authentische Präsentation ihrer Kultur und Angebote. Dann werden die Stände natürlich auch immer digitaler und den heutigen Standbau kann man mit vor 20 Jahren auch überhaupt nicht mehr vergleichen. Was sich auch entwickelt hat, sind unsere Besucherangebote: Wir bieten zum Beispiel Photowalks über die Messe, bei denen sich Reisende durchs Mitmachen Tipps und Tricks für schönere Reisefotos holen können. Dazu gehört aber auch unser Urlaubskino auf der CMT, eine visuelle Vortragsreihe, die von den Ausstellern gestaltet wird. Vergangenes Jahr haben sich 15.000 Messebesucher hier bei rund 500 Vorträgen inspirieren lassen.
Interessant ist, dass parallel in Stuttgart auch Tochtermessen laufen.
Das haben Sie richtig erkannt. In Stuttgart sind das mit „Fahrrad & Wanderreisen“, „Kreuzfahrt- & SchiffsReisen“ und „Golf- & Wellnessreisen“ gleich drei integrierte Themenmessen. Dieses Konzept wächst und kommt bei Besuchern wie Ausstellern sehr gut an. Aussteller, die zum Beispiel alle neun Tage mit einem größeren Stand da sind, haben hier die Möglichkeit, noch mal gezielt zu zeigen, was sie bei diesem oder jenem Spezialthema zu bieten haben. Die Ansprache ist also eine andere. Und die Besucher sind eben auch schon gezielter an etwas interessiert. Eine Zweitpräsentation macht also für viele Sinn. Aber wir gewinnen über die Tochtermessen natürlich auch neue Aussteller, die dann nur dort eine Fläche für zwei oder vier Tage buchen.