In NRW schlägt das Herz des Fußballs – auch zur EURO24. 20 der 51 Spiele finden dort in vier Stadien statt. Und damit Düsseldorf, Köln, die Metropole Ruhr und Dortmund auch touristisch nachhaltig vom Turnier profitieren, hat die thematische Inszenierung bereits vor einem Jahr begonnen.
Die deutsche Fußballgeschichte – sie ist geprägt von den Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen. Von dieser einzigartigen Verbindung aus Bergbau, Malochertum und harter Arbeit auf dem Platz. Legendär Manager Rudi Assauer und sein FC Schalke 04, der in der Saison 2000/2001 ganze 4 Minuten und 38 Sekunden Deutscher Meister war, ehe der FC Bayern in der Nachspielzeit beim HSV noch zum Ausgleich trifft. Legendär die „Gelbe Wand“ von Borussia Dortmund, der Support der Toten Hosen für Fortuna Düsseldorf und die UEFA-Pokalsiege von Borussia Mönchengladbach. Und während Leverkusen sich dieses Jahr anschickt, den Spottnamen „Vizekusen“ erstmals gegen den richtigen Titel einzutauschen,
ist der FC Wattenscheid 09, bis in die 1990er Jahre hinein noch Bundesligist und Schreck des FC Bayern, heute kaum noch jemandem ein Begriff.
All die Dramen um die Meisterschaften der Vergangenheit, die Geschichten hinter den großen Persönlichkeiten und die fast vergessenen Anekdoten um Pokale und ihre Helden: In NRW gehört der Fußball zur DNA. „An Rhein und Ruhr ist Fußball nicht bloß ein Sport: Für die Menschen hier ist Fußball Leidenschaft, Lebensgefühl und Identität“, sagt Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin von Tourismus NRW. Mit 20 von 51 ausgetragenen Partien bis zum Halbfinale ist das Bundesland das Herzstück des Turniers. Diese Aufmerksamkeitswelle will die Landestourismusorganisation nutzen, um das Reiseland Nordrhein-Westfalen – und natürlich die Gastgeberstädte Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln – nachhaltig in Szene zu setzen. Schon direkt nach der Auslosung der Partien war die Nachfrage nach Flügen und Übernachtungsmöglichkeiten rasant angestiegen. Auch die UEFA-Ticketkontingente waren millionenfach überbucht.
Passgenaue touristische Inszenierung nicht nur auf ITB
Aber nicht nur Tourismus NRW erwartet durch die Fußball-EM ausgebuchte Hotels in den Städten und
Ausstrahlungseffekten bis ins Umland. Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) prognostiziert deutschlandweit ein Plus von 4 Prozent bei den internationalen Übernachtungen. Oder anders gesagt: gut drei Millionen Nächtigungen. Um dem Ansturm Herr zu werden, planen beispielsweise die Ruhrgebietsstädte zusätzlich zu den bestehenden Kapazitäten Popup-Campingplätze. Auch
Einzelhandel und Gastronomie dürften stark profitieren, hier insbesondere auch durch Einheimische und
Tagestouristen.
Doch damit das Turnier tatsächlich ein Sommermärchen 2.0. werden kann, wird nichts dem Zufall überlassen. „Schon vor einem Jahr begann die PR-Arbeit mit einer Multiplikatorenreise der DZT durch NRW, auf der Fußball-Angebote mit touristischen Themen verbunden wurden“, so Döll-König. Konkret: Die internationalen Influencer, Blogger und Journalisten tranken Altbier am „Fortuna“-Büdchen mit Rheinblick und entdeckten anschließend die Architektur der Stadt. In Köln trafen Streetart und Brauhauskultur auf die bewegte Geschichte des 1. FC Köln. In Gelsenkirchen war die Mythos-Schalke-Führung das emotionale Puzzlestück, um das Erbe der Industriekultur erlebbar zu machen. Und Dortmund
punktete natürlich neben der Borussia mit dem Deutschen Fußballmuseum, wo all die Geschichten und
Tragödien rund um den Fußball wie unter einem Brennglas miteinander verschmelzen
Auf der ITB Berlin wird die UEFA EURO 2024 das große Thema für NRW sein, das sich dieses Jahr wieder mit eigenem Stand präsentiert – inklusive dem EM-Pokal von 1996 als Leihgabe. Für die passgenaue touristische Inszenierung wird aber nicht nur auf der größten internationalen Tourismusmesse viel getan: Tourismus NRW hat unter anderem eine Fußballroute NRW entwickelt, auf der Übernachtungsgäste, Tagesgäste und Einheimische viel mit Fußball – aber eben auch darüber hinaus erleben können. Von Themenrouten und Informationen zu Brauchtum und Traditionen über Genussorte und Gastrotipps bis zu Radrouten mit Kunstpausen reicht das Spektrum der Fußballroute NRW, die übrigens nachhaltig als
Railtrip konzipiert ist. Auch eine mehrsprachige Landingpage, die sich nur um den in Nordrhein-Westfalen
erlebbaren Fußball dreht, hat Tourismus NRW kuratiert.
Mobilitätskonzept als größte Herausforderung
Der ADAC NRW plant als strategischer Partner zudem die Bewerbung der Deutschen Fußballroute per PKW und Rad. Nicht zuletzt präsentiert der Automobilclub eine Campingkarte mit allen Informationen zu Angeboten im Umfeld der NRW-Spielorte.
Die EURO24 ist aber auch kulturell ein Schaufenster Deutschlands. Unter dem Motto „Vom Fußball berührt“ stellt die Stiftung Fußball und Kultur EURO 2024 mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Aufsichtsrat ein Programm mit mehr als 300 Veranstaltungen auf die Beine, viele davon in NRW. Laut Turnierdirektor Philipp Lahm werden die Veranstaltungen und Projekte „die soziokulturellen Werte unseres Landes und die der europäischen Fußballkultur aufgreifen“.
„Fußball ist ebenso wie der Tourismus ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Zusammen mit unseren touristischen Angeboten für Stadt- und Kulturerlebnisse, die zum Teil extra für den Anlass entwickelt wurden, werden wir hoffentlich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für die Qualität unserer Destinationen insgesamt nachhaltige Erfolge generieren.“
Dr. Heike Döll-König,
Geschäftsführerin Tourismus NRW e.V.
Doch auch die Spielorte selbst inszenieren sich aktiv: So soll es in Köln und Düsseldorf spezielle Führungen für die internationalen Fans der Gästeteams geben. Speziell auf den Turnierzeitraum abstimmte Gästekarten sollen unter dem Motto: „Spieltag +/-1“ die Nachfrage nach Freizeit und Erlebnisangeboten steigern. Düsseldorf wird zudem der UEFA-VIP-Hub. Heißt. Hier werden besonders viele hochrangige Staatsgäste und Prominente landen bzw. logieren, was der Stadt auch medial zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren wird.
Zur Herausforderung werden mobilitätsseitig aber nicht ein paar hundert Privatjets, Staatsgäste oder Mannschaftsbusse, sondern die Millionen von Fans und weitere Reisende, die während des Turniers im Land unterwegs sein werden. NRW setzt hier sowohl auf nationale wie regionale Initiativen für nachhaltigen Fernverkehr und ÖPNV-Angebote – beispielsweise die angekündigten Spezialtickets
der DB, die Integration des ÖPNV in die Stadiontickets, den eezy-Tarif NRW als Alternative zum Deutschlandticket für internationale Reisende sowie eine deutlich höhere Taktung von Bussen und Bahnen.
„Die Tourismusorganisationen werden die Aufmerksamkeit außerdem nutzen, um vor, während und nach dem Turnier flankierend zur Berichterstattung in ausgewählten Ländern, die in NRW spielen, zu werben“, so Dr. Döll-König. Relevante Märkte sind unter anderem die Schweiz, England und Schottland, Österreich und Belgien. Mit Unterstützung der DZT werden dort aber auch national crossmediale Marketingmaßnahmen für fußballaffine und gleichzeitig reisefreudige Zielgruppen ausgespielt. Und wenn es läuft, wie gedacht, dann hat die EURO24 in Nordrhein-Westfalen das Zeug ein Fanfest zu werden, wie es Instagram und TikTok noch nie erlebt haben: eine Geschichte von Integration und Heimatgefühl
– und vielleicht dem Titel für die deutsche Nationalmannschaft.
Glück auf!
Dieser Artikel ist im neuen TN-Deutschland Magazin erschienen. Das ganze Magazin zum Nachlesen gibt es HIER