Ein Gespräch über die Suche nach neuen Standorten für Clubs in Deutschland, was Robinson bisher davon abgehalten hat weitere Anlagen hier zu eröffnen, und wie man die Marke einerseits internationalisiert – und dennoch auf dem deutschen Markt weiter wachsen will.
Herr Mäser, Die Reisebüros bemängeln, dass starke TUI-Marken wie Robinson in Deutschland fehlen, gerade jetzt, wo der Deutschlandtourismus boomt. Warum gibt es bislang nur den Club in Fleesensee?
Wir sind schon eine ganze Weile in Deutschland auf der Suche nach einem zweiten oder sogar dritten Standort. Ergänzend zu Fleesensee würden am besten Lagen in Süddeutschland und an der See passen. Aber es ist nicht einfach, wenn man den Anspruch hat wie wir, Clubs in Top-Lagen zu eröffnen. Wenn Sie beispielsweise am Tegernsee eine 1 A-Lage wollen, dann gibt es dort kaum noch etwas. Außerdem bräuchten wir für einen Ganzjahresclub mindestens 80.000 Quadratmeter. Es ist tatsächlich einfacher, eine Insel auf den Malediven zu bekommen. Aber wir bleiben an dem Thema Deutschland dran.
Aber Sie suchen aktiv erst seit rund zwei Jahren nach weiteren Inlands-Standorten. Was hat Sie davor abgehalten? Der Trend zum Deutschlandtourismus geht schon länger.
Bei den Kosten von Immobilien in Deutschland gibt es branchenübergreifend viel Konkurrenz. Auf der Fernstrecke ist die Rendite deshalb oft besser. Dazu kommen aber auch andere wirtschaftliche Faktoren wie Personalkosten. Deutschland ist für Hotelgesellschaften ein herausfordernder Standort. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir langfristig etwas finden.
Wenn wir jetzt noch das unbeständige Wetter hinzunehmen: Wie schlägt sich Fleesensee?
Dort sind wir sehr zufrieden, weil wir dort zwei Komponenten bedienen: Zum einen die klassischen Robinson Gäste aus den Haupteinzugsbereichen Berlin, Nord- und Westdeutschland, andererseits haben wir dort mittlerweile eine große Kundengruppe im MICE-Bereich. Es gibt Firmen, die den Club im Winter für eine ganze Woche komplett mieten.
Und hat sich der Club als Ganzjahresziel etabliert?
Ja, das kann man sagen. Zwei Golfplätze sind sogar im Winter bespielbar. Dazu kommen wie gesagt Incentive-Reisen mit mehreren hundert Gästen.
Wie entwickelt sich die Marke Robinson allgemein auf dem deutschen Markt?
Wir können sehr zufrieden sind. Aber natürlich sehen wir Verschiebungen der Gästeströme zu den Clubs in Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und auf die Fernstrecke. Gerade unser neuer Club in Thailand hat schon sehr hohe Buchungen. Ägypten und Tunesien nehmen wieder Fahrt auf. Und auch Marokko läuft gut. Wir haben das Glück, ein breites Portfolio anbieten zu können. Nur Clubs in der Türkei zu haben, da verrate ich kein Geheimnis, wäre aktuell nicht so positiv – obwohl wir auch dort Stammgäste haben. Unsere aktuelle Abverkaufsaktion über die Reisebüros für die Türkei läuft aber gut. Dies zeigt, dass die Türkei ein relevanter Markt für uns bleibt.
Welcher Club läuft im Moment besonders gut?
Unsere spanischen und griechischen Clubs sind teilweise für den Sommer schon ausgebucht. Mich erreichen sogar schon persönliche Anfragen, ob ich nicht noch etwas machen könnte. Ich würde ja gern, das geht aber leider nicht..
Wie entwickelt sich die Fernstrecke?
Thailand werden wir jetzt Anfang November eröffnen. Der Club kommt beim Vertrieb und den Gästen sehr gut an. Da herrscht schon fast eine euphorische Stimmung. Die Anlage ist mit 280.000 Quadratmetern, eigenem Dschungel und einer tollen Ausstattung ein echtes Juwel. Zwei Wochen später, am 15. November, eröffnet dann auch unsere zweite Anlage auf den Malediven. Die Ausrichtung ist etwas anders als in unserem ersten Club dort: Er zielt nicht nur auf Erwachsene und Paare, sondern es gibt auch für Familien spezielle Zimmertypen und einen kleinen ROBY Club.
Wie ist der Gästemix auf den Malediven? Und wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Deutlich über die Hälfte der Gäste kommt aus Deutschland, wobei das von der Reisezeit abhängig ist. Aber nach Asien und auf die Malediven gibt es automatisch einen großen Gästestrom aus Korea, Australien, China und Amerika. Das macht es für uns einfacher, unser Produkt auch dort bekannter zu machen. Wir kommen damit also wunderbar zurecht. Und auch die deutschen Stammgäste schätzen den internationalen Austausch, in den letzten Jahren konnten wir gute Erfahrungen damit machen.
Aber es gibt auch Stimmen, die sehen die Internationalisierung eines so typisch deutschen Urlaubsprodukts kritisch.
Internationale Gäste hatten wir schon immer. In Apulien haben wir in den Sommerferien bis zu 70 Prozent italienische Gäste. Solche lokalen Besonderheiten gibt es in unseren Clubs schon lange. Bei den asiatischen Gästen sind die Unterschiede aber tatsächlich größer. Chinesen liegen zum Beispiel kaum am Strand und verbringen viel Zeit in ihrem Bungalow, wollen eher für sich sein. In den Restaurants bringt das aber viele neue Eindrücke: Es gibt morgens schon Suppen und Nudeln, Sushi und andere Speisen, die in Fernost zum Frühstück dazugehören. Das kommt auch gut bei deutschen Gästen an. Unser Kern bleibt aber deutsch. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum wir im Ausland gebucht werden.
Was sind die Trends im Segment Cluburlaub allgemein – und welche setzt Robinson selbst?
Es gibt destinationsseitig einen Trend zur Fernstrecke und zu Deutschland. Dann gibt es Trends im sportlichen Bereich: zum Beispiel bieten wir „Breakletics“, eine Mischung aus Breakdance und Athletic, neu an. Auch Stand Up Paddling wird viel von unseren Gästen nachgefragt. Trends setzen wir nach wie vor auch mit unseren Sport-Experten: Ich nenne nur mal Jonas Reckermann und Julius Brink, die Olympiasieger im Beachvolleyball. Oder die Hahner-Zwillinge im Laufbereich. Oder unser Boxcamp auf Mallorca mit Ulli Wegner. Die Camps ziehen viele Gäste an.
Was tut sich kulinarisch, auch dafür ist Robinson bekannt?
Neu sind in den Clubs Street-Food-Abende nach unserem neuen Konzept „Taste Jam“. Da verwandelt sich ein Teil des Clubs in einen chilligen Kulinarik-Marktplatz, durch den man hindurchgeht, hier und da anhält, und sich zum Essen einen besonderen Platz sucht. Und unser Wellfood-Konzept bilden wir nun auch in unseren Kinderrestaurants ab, natürlich entsprechend präsentiert – aber immer mit lokalen Zutaten und alles frisch gekocht. Auf Pommes muss man deswegen nicht verzichten. Aber man kann sie ja aus frischen Kartoffeln und mit weniger Fett zubereiten.