Ein Gespräch über den Städtetourismus in Niedersachsen, das Selbstverständnis der Städtekooperation aboutcities und das anstehende Niedersachsencamp als offene Ideen- und Diskussionsveranstaltung für DMOs und Tourismusorganisationen, Leistungsträger, Blogger und Politiker.
Frau Janz, touristische Städtekooperationen können ganz unterschiedliche Ziele verfolgen: Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei den aboutcities in Niedersachsen?
In den aboutcities sind derzeit 17 Städte sowie die TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) mit dem Ziel organisiert, den Städtetourismus in Niedersachsen durch Social Media-Aktivitäten, vor allem durch unseren Blog, bei Gästen aus dem Inland zu profilieren. Im Fokus stehen dabei besonders die Zielgruppen, die wir im Tourismusmarketing der einzelnen Städte nicht bedienen können. Gegründet haben wir uns 2012, weil wir gemerkt haben, dass der Städtetourismus noch eine andere, speziellere Ansprache braucht, als Urlaube im Flächenland Niedersachsen. Wir als Wilhelmshaven haben noch einmal die Besonderheit mit der Küste – aber irgendwie sind die Städte in Niedersachsen alles Inseln, umgeben von ländlichem Raum. Da braucht es eine eigene Kommunikation.
Und wie sieht diese Kommunikation aus?
Auf unserem Blog können die Städte seit 2014 ihr eigenes Profil zeigen und sich präsentieren. Dann haben wir aber auch einen gemeinsamen Redaktionsplan, wo sich die Städte zu bestimmten Cluster-Themen einbringen können, also Input zuliefern. Mal geht es um die lokale Start-up-Szene, mal um kleine Läden, die man unbedingt kennen sollte. Darüber hinaus geben die Jahreszeiten und saisonale Event-Höhepunkte Anlässe für Artikel. Und was auch ganz wichtig ist: Die Kommunikation wirkt nicht nur nach außen, sondern auch stark nach innen in unsere eigenen Organisationen hinein. Denn wir beschäftigen uns durch die gesetzten Themen immer wieder mit uns selbst als Destination und mit unseren Arbeitsabläufen. Wir bekommen mit, wie andere Städte, und eben auch kleinere, mit diesem oder jenem Thema umgehen, wir lernen voneinander und erkennen, wodurch wir uns auch voneinander unterscheiden. So können wir wiederum unser eigenes Profil für die Außenkommunikation schärfen, was die Zusammenarbeit unheimlich wertvoll macht. Die aboutcities sind als Städtekooperation somit für uns intern wie ein regelmäßiger Blick über den eigenen Tellerrand.
Welche gemeinsamen Themen beschäftigen euch gerade?
Wir wollen übergeordnet natürlich zeigen, dass es in Niedersachsen interessante Ziele im Städtetourismus gibt, die so der ein oder andere vielleicht nicht erwartet, weil viele den Blick in die Metropolen machen. Bereits heute finden über die Hälfte der über 40 Mio. jährlichen Übernachtungen in Niedersachsen in den Städten statt. Und wir merken, dass jetzt gerade erfahrene Städtereisende verstärkt nach Alternativen Ausschau halten. Städte wie Celle, Oldenburg, Wilhelmshaven und unsere anderen Städte sind hier echte Optionen. Was uns auch gerade ebenfalls alle beschäftigt, ist das Thema Open Data. Hier nehmen wir für unsere Leistungsträger vor Ort eine Art Inkubatorrolle ein. Wir wollen die Entwicklung hin zu einer offenen Datenstruktur mitgestalten und so sicherstellen, dass die großen Metacrawler wie z. B. Google auch zukünftig qualitativ hochwertige Daten zum Tourismus in Niedersachsen finden und verbreiten. Hier bezieht uns die Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH (TMN) sehr stark in den Entwicklungsprozess mit ein. Und als Impulsgeber und Plattform für Themen dient uns auch unser gemeinsames Niedersachsencamp.
Richtig, vom 24. bis 26. Oktober findet zum 3. Mal das Niedersachsencamp, ihr Barcamp mit touristischem Schwerpunkt, statt. Was genau passiert dort?
Was genau an Themen in die Sessions geht, wissen wir bei dem Format vorher ja selbst nicht genau. Aber wir in Wilhelmshaven freuen uns schon sehr darauf, das Camp ausrichten zu dürfen, bei dem viele Akteure dabei sein werden, was uns die Gelegenheit gibt, uns in einer lockeren Atmosphäre noch besser miteinander zu vernetzen und in einem sehr offenen Rahmen zu diskutieren. Neben den Partnerstädten nehmen Kultureinrichtungen, Leistungsträger aus Hotellerie und Gastronomie sowie DMOs, Studenten und Blogger teil. Jeder, der zum Niedersachsencamp kommt, kann sein Thema mitbringen, wird Mitstreiter finden – und am Ende mit einem Learning nach Hause fahren. Übrigens: Das Camp steht auch Teilnehmern von außerhalb Niedersachsens offen. Wir freuen uns auf Impulse von außen! Aktuell gibt es noch freie Plätze. Eine Anmeldung ist auch kurzfristig noch möglich.
Mal speziell zu den Bloggern. Da kommen im Vergleich zu anderen Barcamps wirklich viele. Wieso ist das so?
Die aboutcities kommunizieren eben schwerpunktmäßig über den eigenen Blog. Dass so viele Blogger zum Niedersachsencamp kommen, zeigt, wie gut inzwischen unser Netzwerk in die Bloggerszene hinein ist, deren Reichweite wir zusätzlich zu unserer eigenen brauchen, um sichtbar zu sein. Von daher freuen wir uns, dass wir in diesem Format intensiv im Austausch bleiben. Wobei: Wir bewerben auch bei unserem Blog nicht gezielt den Namen aboutcities, danach würde im Netz niemand suchen. Wir versuchen immer über SEO-Maßnahmen die Reichweite der einzelnen Beiträge mit entsprechenden Keywords zu pushen. Wir arbeiten bezüglich Bloggern und Influencern aber auch sehr gut mit der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN) zusammen. Wir hatten in Wilhelmshaven zum Beispiel gerade erst einen Insta-Walk, zu dem sich viele Teilnehmer über das Netzwerk der TMN angemeldet hatten.
Apropos TMN: Wie funktioniert hier die Zusammenarbeit mit den aboutcities?
Die TMN ist Teil der aboutcities und wir beteiligen uns gegenseitig an entsprechenden Projekten. Unser Blog ist ein wichtiges Marketinginstrument, das die TMN für das Tourismusmarketing nutzt. Darüber hinaus beteiligt uns die TMN an der Digitalstrategie des Landes und lässt uns dort entsprechend mitwirken. Kurz: Die Zusammenarbeit harmonisiert sehr gut.
