Ein Rückblick auf den TalkTourism#3 im House of Communication in München, neue Netzwerke zwischen Inbound und Outbound und warum der positive Blick in die Zukunft ein entscheidender Erfolgsfaktor ist.
Claudia, Mitte Juni fand der dritte TalkTourism – hosted by House of Tourism – statt, diesmal als deutlich verändertes Format. Was war dieses Jahr anders – und warum?
Von der Eventhistorie her waren die ersten beiden Veranstaltungen noch klar auf Destinationen ausgerichtet. Weil das Überthema des TalkTourism#3 aber Transformation lautete, wollten wir das Format auch wirklich anders denken. So kam es, dass wir in München gemeinsam mit unseren Partnern Project M und dem VIR mit der Inbound- und Outbound-Branche ganz verschiedene Akteure zusammengebracht haben. Zwei Welten, die sich beide aber ja um die gleichen Menschen als Gäste bemühen – im Alltag sonst aber wenig miteinander sprechen. Dabei haben beide Seiten sehr individuelle Stärken! Ein Ziel war also der echte Austausch, um voneinander zu lernen, sich inspirieren zu lassen. Dass es diesmal ein 100-prozentiges Live-Event war, machte das Netzwerken und die Kontakte darüber hinaus spürbar einfacher. Die ersten beiden TalkTourism waren coronabedingt hybride Events und der Großteil der Teilnehmer schaltete sich virtuell zu. Diesmal kamen 200 Touristiker aktiv zusammen.
Initiativen Inbound und Outbound zusammenzubringen, gab es in der Vergangenheit immer wieder, aber nie in Form eines solch hochkarätigen Live-Events. Was sind gemeinsame Herausforderungen?
Sowohl für die Destinationen als auch für die Touristik geht es darum, das Reisen zu gestalten. Die einen tun das in Deutschland, die andere Seite gestaltet Reisen im Ausland. Die großen Themen wie Digitalisierung, KI, Vertrieb, Zielgruppenansprache, Nachhaltigkeit und Arbeitskräftemangel haben aber alle gleichermaßen – Veranstalter wie DMOs. Auf der Veranstaltung wurde vielen bewusst, wie ähnlich die Herausforderungen sind. Auch die jeweiligen Stärken wurden sichtbar: Während die Veranstalter zum Beispiel schon sehr stark im Onlinevertrieb sind, haben die Destinationen bei der Produktgestaltung die Nase vorn. Und klar ist: Während Inbound und Outbound bislang eher wenig miteinander geredet haben, kennt der Gast beide Welten. Und zwar sehr gut. Viele Menschen reisen im Sommer mit einem Veranstalter ans Mittelmeer, im Herbst und Frühjahr aber stehen Kurzreisen innerhalb Deutschlands an. Dass sich die touristische Entscheider-Ebene besser vernetzt, wurde also höchste Zeit.
Was für Themen waren gesetzt?
Uns war zunächst der positive Blick in Richtung Zukunft sehr wichtig. Die vergangenen Jahre hat eine Krise die nächste gejagt. Vom TalkTourism sollte daher eine positive Botschaft ausgehen. Eine Botschaft, die beinhaltet, dass der Tourismus für die Zukunft gut aufgestellt ist, dass es viele Chancen und Ansätze gibt, mit den aktuellen wie kommenden Herausforderungen umzugehen. Und in den Feedbackbögen sehen wir, dass uns genau das auch gelungen ist.
Themenmäßig war die Überschrift Transformation. Aber eben nicht nur die digitale! Schon die erste Keynote von Zeitgeistforscherin Kirstine Fratz machte deutlich, was in Gesellschaften passiert, wenn sich Dinge beginnen zu ändern. Was da für Konflikte und Kämpfe entstehen. Wie schwer es dadurch werden kann, Dinge zu tun – oder zu lassen. Und wir leben in einer Zeit, in der vieles, was vor wenigen Jahrzehnten noch Gewissheit war, infrage steht. Diese gesellschaftliche Perspektive und Impulse haben wir zusammengebracht mit den großen Themen unserer Zeit: künstlicher Intelligenz und Digitalisierung, Co-Workation und New Work, Mitarbeitergewinnung, dem Gestalten von Lebens- und Entscheidungsräumen, Zielgruppen und Vertrieb.
Wie konnten sich die Teilnehmer dazu einbringen?
Der Austausch war das Wichtigste! Wir hatten drei Werkstatt-Räume, in denen die Teilnehmer in kleinen bis mittelgroßen Gruppen zusammenkamen. Immer gab es dort immer kreative und erfahrene Köpfe, die in ein Thema einführten, um dann gemeinsam mit allen darüber zu diskutieren. Ein Themenstrang hieß zum Beispiel „Wie hast Du das gemacht?“. Da haben Menschen von ihren erfolgreichen Projekten erzählt: von ihrer Vision, den Zielen, der Herangehensweise und Herausforderungen. Aber es ging eben auch ums Scheitern und Dinge, die hinter den Kulissen, von außen unsichtbar, falsch laufen können. Diese Offenheit der Speaker hat viele beeindruckt.
In den zurückliegenden Wochen gab es eine Feedbackrunde: Was waren die zentralen Aussagen und Ergebnisse?
Wir sind sehr glücklich mit den Feedbacks. Rund 80 Prozent der Teilnehmer würden die Veranstaltung wieder besuchen und weiterempfehlen. Ein Highlight war für viele – wenig verwunderlich – die moderne wie innovative Location, dem House of Communication der Serviceplan Gruppe. Auch die Qualität der Speaker und der Praxisbezug wurde vielfach gelobt. Statt Buzzwords und Abstraktes haben wir es in allen Sessions sehr konkret werden lassen, viele Beispiele gezeigt und aus den Diskussionen heraus entstehende Fragen beantwortet. Aus der Befragung kann man ablesen, dass es uns gelungen ist, eine besondere Atmosphäre zu kreieren und ein wirklich neues Veranstaltungsformat zu schaffen.
Wäre das neue Format digital ähnlich inspirierend gewesen?
Wir haben in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe digitaler Formate sehr erfolgreich umgesetzt. In unseren ExpertTalks haben sich Hunderte im virtuellen Rahmen aufgeschlaut – und wir werden das auch in Zukunft weiter anbieten. Wenn es um kompakten Wissenstransfer geht, bieten sich digitale Events an und haben sich etabliert. Netzwerktreffen und Kongresse dagegen funktionieren live deutlich besser. Der persönliche Austausch, das vertrauliche Gespräch oder eine besondere Atmosphäre können nur entstehen, wenn Menschen an einem inspirierenden Ort zusammenkommen. In TalkTourism steckt ja schon das Wort Talk drinnen. Und die besten Gespräche hat man, denke ich, wenn man seinem Gegenüber auch in die Augen schaut.
Gibt es 2024 also den Talk Tourism#4?
Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. Also ja! Wir sind gerade in der Terminfindung. Die Tendenz geht zum Herbst, evtl. auch gekoppelt mit dem Innovation Day der Serviceplan Gruppe, was es uns und den Teilnehmern ermöglichen würde, High-Level-Input weit über den touristischen Horizont hinaus mitzunehmen. Was wir in jedem Fall tun werden, ist noch mehr Raum und Zeit für individuelle Gespräche zu schaffen. Auch über die ideale Länge der Sessions und relevante Metaebenen sprechen wir gerade noch.
08.08.2023