Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH

Ein Gespräch über das Image der Stadt, die Wichtigkeit von Transparenz bei der Arbeit eines modernen Stadtmarketings, und die Herausforderung, Dresdens viele positiven Facetten wieder in den Fokus zu rücken.

Foto: Sven Döring
Foto: Sven Döring

 

Dresden steht als Stadt derzeit stark im Fokus der Medien. Wie beurteilen Sie die Situation vor Ort für den Tourismus?

Dresden ist eines der attraktivsten Städtereiseziele Deutschlands. Allerdings hat der Umstand, dass sich die Pegida-Bewegung der Dresdner Altstadt als Bühne für ihre Proteste bemächtigt hat, unzweifelhaft Sympathien gekostet. Im letzten und in diesem Jahr mussten erstmals seit langer Zeit Rückgänge im Tourismus verzeichnet werden.

 

Wie groß sind diese Rückgänge?

In den ersten sieben Monaten kam es zu einem Rückgang von 2,1 Prozent bei den Übernachtungen. Einerseits ist dies auf die fremdenfeindlichen Parolen zurückzuführen, andererseits auf die neue Beherbergungssteuer und die gestiegene Zurückhaltung bei Reisenden aus aller Welt nach diversen Anschlägen in Europa. Aufgrund der Negativschlagzeilen über Dresden ist es derzeit nicht einfach, mit positiven Nachrichten unsere relevanten Kundengruppen zu erreichen. Doch nach wie vor liegt unsere Stadt auf Rang sieben unter den beliebtesten deutschen Städtereisezielen.

 

Wie steht es um das Image der Stadt im Ausland nach den Fernsehbildern vom Tag der Deutschen Einheit?

Grundsätzlich hat Dresden im Ausland ein sehr gutes Image. Aktuelle Zahlen nach dem Tag der Deutschen Einheit liegen uns jedoch noch nicht vor. Wir haben aber aus dem Ausland keine Reaktionen erhalten, die als Indiz für eine Imageveränderung gelten könnte. Bis Juli konnten wir im Gegenteil eine Steigerung bei den Übernachtungen ausländischer Gäste um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Und gerade hat die DZT bei 40.000 Reisenden aus 66 Ländern die Top-Attraktionen in Deutschland ermittelt: unsere Altstadt mit Frauenkirche und Zwinger gehört zu den Top Ten.

 

Thomas Cook hat erst vor wenigen Wochen verkündet, dass Sachsen die am häufigsten gebuchte deutsche Region wäre. Auch Dresden läuft gut beim Veranstalter aus Oberursel. Wie passt das mit Meldungen zusammen, die Hoteliers würde angeblich so viele Gäste verlieren?

Für unsere touristische Bilanz stützen wir uns auf Daten des Statistischen Landesamtes. Diese wiederum erheben die Kennzahlen für die Ankünfte und Übernachtungen aus den von den Dresdner Hotels übermittelten Gästedaten. Bei den Übernachtungszahlen im Zeitraum Januar bis Juli mussten wir wie gesagt einen leichten Rückgang von 2,1 Prozent zum Vorjahr verzeichnen. Aber wir sprechen immer noch von 2,25 Millionen Gästen. Dresden zählt zu den attraktivsten Destinationen in Deutschland und erfreut sich mit seiner Geschichte und dem kulturellen Angebot großer Beliebtheit. Einer aktuellen, repräsentativen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des MDR zufolge äußerten sich 71 Prozent der befragten Deutschen positiv auf die Frage, ob Dresden ein attraktives Reiseziel sei, welches „sie in Zukunft gerne einmal besuchen würden“.

 

Sie haben gerade erst eine große Mitmachaktion beendet, bei der 192 Videos eingereicht worden sind. Was war das für eine Aktion?

Bei unserer Video-Mitmachaktion „#VisitDD. Zeig Dein Dresden“ haben wir im Rahmen unserer Digitalisierungsoffensive Einheimische und Gäste dazu aufgerufen, ihre Lieblingsplätze in einem 20-sekündigen Video vorzustellen. Dabei sind fast 200 großartige Clips entstanden, in denen Menschen auf kreative, persönliche und herzliche Art und Weise zeigen, was Dresden ausmacht. Aus den vom Publikum am besten bewerteten Einreichungen ist der auf Deutsch und Englisch verfügbare Kurzfilm „#VisitDD – Ein Tag in Dresden“ entstanden. Er wird über unsere Online und Social Media Plattformen gezeigt und bei Präsentationen und Messeauftritten im In- und Ausland Einsatz finden.

 

Sind das typische Aktionen eines modernen Stadtmarketings?

Bei der Vermarktung einer Destination spielen Authentizität, Glaubwürdigkeit und Transparenz eine immer größere Rolle. Stadtmarketing bedeutet für uns daher, auf die Menschen zu setzen – sowohl auf die Bewohner Dresdens als auch auf die Gäste. Sie können authentisch und glaubwürdig berichten und die besten Insidertipps vermitteln. Gleichzeitig war es uns bei dieser Aktion wichtig, die gesamte Stadt dazustellen – nicht nur die weltbekannten touristischen Hotspots.

 

Dresden Marketing hat jedes Jahr eine touristische Themenkampagne. Was ist der Schwerpunkt für 2017 – und warum?

Aktuell läuft noch die Kampagne „Dresden. Gemeinsam feiern“. Für das nächste Jahr stellen wir die Themen Aufbruch und Erneuerung in den Mittelpunkt unserer Kommunikation – wegen der neuen Kulturangebote in Dresden, aber auch wegen dem Reformationsjubiläum. Am 16. Dezember eröffnen wir die neuen Spielstätten im Kultur- und Kreativzentrum Kraftwerk Mitte Dresden und am 28. April 2017 den sanierten Kulturpalast mit neuem Konzertsaal.

 

Was sind die kommenden wichtigen Themen für Dresden – und wie werden sie umgesetzt.

Unsere zentrale Herausforderung bei der Vermarktung liegt in den kommenden Monaten darin, die vielen positiven Facetten Dresdens zu zeigen, die Menschen zu erreichen und so wieder an das positive Image anzuschließen. Es gibt viel, was wir in der Stadt und in unserem Bundesland tun müssen. Aber wir brauchen auch die Unterstützung von außen, einen vorurteilsfreien Blick auf Dresden und die Neugier, vorbei zu kommen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Auch bewerben wir uns um die Austragung des Germany Travel Mart 2018, der größten Incoming Veranstaltung für den Deutschland-Tourismus. Und mittelfristig bewerben wir uns um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“.