Drei Fragen an: Petra Hedorfer


…zu den Auswirkungen des Coronavirus
für das deutsche Incoming aus dem chinesischen Markt.

 

Frau Hedorfer, viele Airlines fliegen Festlandchina nun bis Ende März nicht mehr an. Allein Lufthansa streicht alle Festland-Verbindungen. Was bedeuten dieses Volumen für das Incoming?

Die Reduzierung der Flugverbindungen spiegelt zunächst die verringerte Nachfrage von Passagieren aufgrund der Reisebeschränkungen durch die chinesischen Behörden wider.
Da fast alle Reisenden zwischen China und Europa mit dem Flugzeug unterwegs sind, korreliert die Streichung der Flugverbindungen 1:1 mit dem touristischen Verkehr. Nach Angaben des Marktbeobachtungsunternehmens ForwardKeys sind die Buchungen für Flüge von China nach Deutschland Ende Januar eingebrochen. Im Dezember lag die Zahl der Buchungen noch 5,8 Prozent über dem Vergleichsmonat des Vorjahres, im Januar 14,8 Prozent darunter. Die Vorausbuchungen liegen mit Stand 16. Februar für den laufenden Monat um 73,2 Prozent, für März 75,6 Prozent, für den Zeitraum April bis Juni 43,2 Prozent unter Vorjahresniveau. Die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf das Incoming werden im Wesentlichen von der Dauer der Reisebeschränkungen abhängen.

Welche Regionen in Deutschland werden touristisch und geschäftsreisemäßig davon am stärksten getroffen?

Die beliebtesten Reiseziele der Chinesen nach Bundesländern sind Bayern (31,1 % der Übernachtungen), Hessen (19,5 %), Baden-Württemberg (12,2 %) und NRW (11,3 %).
Die beliebtesten Städteziele sind München (432.000), Frankfurt (340.000), Berlin (333.000) und Köln (98.000). Knapp drei Viertel der Chinesen kommen als Urlauber nach Deutschland, knapp ein Viertel sind Geschäftsreisende.

Bitte ordnen Sie die Rolle chinesischer Reisender kurz für das Incoming ein, etwa bezogen auf wirtschaftliche Effekte und Quellmarktranking.

Das Übernachtungsvolumen aus China hat sich in den letzten zehn Jahren von
0,82 Millionen (2009) auf 3,02 Millionen (2018) mehr als verdreifacht, damit hat sich China zum wichtigsten asiatischen Quellmarkt entwickelt. Im Gesamtranking liegt China aktuell auf Platz 12 aller Quellmärkte. Das entspricht einem Marktanteil von 3,4 Prozent, entsprechend ist die Hebelwirkung für den gesamten deutschen Incoming-Markt auch bei einem deutlichen Rückgang aus China überschaubar. Die Reiseausgaben der Chinesen erreichten im Jahr 2018 mehr als sechs Milliarden Euro. Das spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung für den Einzelhandel und die Tourismus- und Freizeitindustrie in Deutschland wider.