DSTNCMP: Warum sich Destinationen um Werte kümmern sollten

Fast jede größere Destination hat sich selbst irgendwann ein Leitbild gegeben. Und in diesen findet sich nicht selten auch eine bestimmte Werteorientierung. Doch braucht es als Destination überhaupt das Etablieren eines Wertesystems? Klar ist: Die Gestaltung von Werten unterliegt dynamischen Prozessen. „Deshalb kann es realistisch in Destinationen nur um die Mikro-Akzentuierung des allgemeingültigen Wertekanons gehen, um eine Differenzierung zu anderen Reiseregionen zu erreichen“, meint Tobias Woitendorf, Geschäftsführer Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern. Wichtig sei außerdem, dass sich Marke und Werte richtig zueinander verhalten „und die Werte unabhängig von den politisch und touristisch verantwortlichen Personen gelebt werden“, sagt Woitendorf. Erst, wenn es gelinge, die Kluft zwischen aufgeschriebenen und gelebten Haltungen möglichst klein zu halten, „entsteht ein funktionierender Identifikationsraum“, erklärt Janosch Untersteiner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Management Center Innsbruck. Der Experte für Service Design in touristischen Destinationen ergänzt, dass man als Organisation daher auf keinen Fall versuchen sollte, „einer Region einfach bestimmte Werte überzustülpen“.

Vielmehr sollte man schauen, „was für Werte vor Ort gelebt werden“, sagt Untersteiner. Nicht zuletzt bilde der Tourismus, zumindest in Regionen mit vielen Gästen, „durchaus ein eigenes Wertegerüst heraus, dessen Blickwinkel man ruhig zeigen darf“, so Lukas Krösslhuber, Geschäftsführer TVB Wilder Kaiser. Denn wenn größere Bevölkerungsschichten Werte teilten, „ist das die Grundlage auch gemeinsam ins Handeln zu kommen“. Einig waren sich die Session-Teilnehmer am Ende darin, dass es Sinn macht, als Organisationen Prinzipien zu formulieren, um positive Werte zu betonen, weil diese auch eine Art Gefahrenabwehr gegen gesellschaftlich schlechte Entwicklung sein könnten, also eine stabilisierende Wirkung hätten.   

(11.05.23)