
Ein Gespräch über Azubis aus dem Ausland, unnötige bürokratische Hürden, und warum es sich bei der Sprachunterstützung lohnt, als Betrieb auch mit Unterstützung privater Weiterbildungsträger wie Berlitz weiter zu investieren.
Frau Schäfer, Sie kümmern sich um das Personal der Victor‘s Hotelgruppe im Saarland. Von 73 Azubis sind 41 nicht aus Deutschland. Wieso setzen Sie auf Auszubildende aus dem Ausland?
Schäfer: Ohne die Beschäftigten aus dem Ausland wäre die Personalsituation im Hotel- und Gastrobereich in Deutschland deutlich schlimmer. Unsere Azubis kommen aus Madagaskar, Thailand, Marokko, Ukraine, Indonesien, Serbien, Syrien, China, Vietnam, Ägypten, Mongolei, Italien, Luxemburg und den Philippinen. Wir haben aber auch einige Azubis mit Migrationshintergrund, die schon länger in Deutschland leben. Die bürokratischen Hürden für Azubis aus dem Ausland sind allerdings ziemlich hoch. Diesen Aufwand sollten Hotels und Gastronomiebetriebe nicht unterschätzen. Und selbstverständlich benötigen die Azubis aus dem Ausland auch nach ihrer Ankunft in den Betrieben in Deutschland umfassende Unterstützung, um sich hier zurecht zu finden. Es ist ja nicht nur die Sprache, sondern es gibt teilweise große kulturelle Unterschiede.
Was klappt aus Ihrer Sicht gut – und was läuft holperig?
Schäfer: In der Regel sind die Azubis motiviert, denn sie haben schon in ihrem Heimatland Deutsch bis zum Level B1 erreicht, sonst hätten sie gar nicht in Deutschland einreisen und die Ausbildung beginnen können. Doch natürlich gibt es Anpassungsschwierigkeiten. Die jungen Menschen sind in einem anderen Land mit einer anderen Sprache und anderen Gepflogenheiten aufgewachsen. Da läuft nicht alles auf Anhieb reibungslos.
Man hört immer auch wieder, dass es bürokratisch häufig nicht rundläuft.
Schäfer: Das kann ich nur bestätigen. Um zwei Beispiele zu nennen, wo es häufiger hakt: Der Ausbildungsvertrag muss dem „Fast-Azubi“ unterschrieben vorliegen, damit dieser überhaupt einen Termin bei der Botschaft anfragen kann. Der Termin selbst ist dann aber oft erst Monate später. Um hier Problemen vorzubeugen, haben wir einer jungen Frau aus Indonesien, der wir schon Mai eine Zusage gaben, den Vertrag wohlweislich erst auf August ausgestellt. Letztendlich ist sie Mitte Dezember in Deutschland angekommen. Doch dann geht es weiter: Die IHK möchte dann in der Regel einen neuen Vertrag mit korrektem Datum. Da das Visum bzw. der Aufenthaltstitel aber oft an den bereits bestehenden Ausbildungsvertrag gebunden ist, funktioniert das natürlich nicht so einfach. Nicht zuletzt wird der Einstieg in der Berufsschule natürlich enorm erschwert, wenn die Azubis mitten im Schuljahr starten müssen.
Wie hoch ist die Abbrecherquote bei der Ausbildung prozentual gesehen aus welchen Ländern?
Schäfer: Die Abbrecherquote ist bei den deutschen Azubis wesentlich höher als bei den ausländischen Azubis. Hier ist sie mit zirka 5 Prozent sehr gering.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus den bisherigen Erfahrungen und welche Pläne hat Victor‘s deshalb für die Zukunft, was solche Azubiprogramme betrifft?
Schäfer: Wir als Hotelgruppe wollen auf jeden Fall weiterhin Azubis und auch Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren, wären aber froh, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen deutlich vereinfacht würden. Nur ein Beispiel: Christian Bau, Spitzenkoch vom Victor’s Fine Dining in Perl-Nennig, versucht seit fast zwei Jahren eine Köchin aus Singapur einzustellen. Er läuft der Ausländerbehörde hinterher, stellt Anträge, zahlt Gebühren und dann passiert lange rein gar nichts. Und wenn, dann werden weitere und andere Papiere verlangt. Die Frau bekommt einfach keine Arbeitserlaubnis. So etwas ist völlig unnötig, denn sie hat ein Diplom in „Pastry & Baking“. Leider gibt es das in Deutschland so nicht – deshalb die vielen Probleme mit der Anerkennung der Fachkenntnisse.
Also bei den politischen Rahmenbedingungen gibt es großen Verbesserungsbedarf?
Schäfer: Definitiv.
Das Victor’s arbeitet mit Weiterbildungsdienstleister Berlitz zusammen, damit die Azubis möglichst schnell besser Deutsch lernen, um möglichst gut durch die Ausbildung zu kommen. Bei Berlitz in Saarbrücken ist für dieses Programm Centerleiterin Heidi Bethke verantwortlich. Erzählen Sie doch mal, wie läuft die Sprachvermittlung konkret ab für die Azubis?
Bethke: In Zusammenarbeit mit der Berufsschule und den Betrieben bieten wir Online-Gruppensprachkurse an, die gezielt auf den Wortschatz für den Hotel- und Gastrobereich zugeschnitten sind, damit die Azubis das Sprachniveau erhalten, um die Ausbildung zu schaffen und mit Gästen und Kollegen möglichst reibungslos kommunizieren zu können. Diese Kurse gehen in der Regel über einen Zeitraum von einem Schuljahr mit 100 bis 150 Stunden. Allein hier in Saarbrücken haben wir im aktuellen Schuljahr sechs Gruppen mit jeweils zehn Teilnehmern. Doch wir bieten solche Programme natürlich bundesweit an, auch für andere Berufsgruppen.
Welche Sprachprüfung legen die Azubis dann ab? B2?
Bethke: Keine. Das ist nicht das Ziel des Programms, sondern die Sprachkompetenzen zu stärken, damit die Teilnehmer möglichst sicher die Ausbildung erfolgreich beenden und im beruflichen Umfeld die Sprache besser einsetzen können.
Wer trägt die Kosten für solche Sprachschulungen und wie hoch sind die?
Bethke: Die Kosten trägt das BAMf. Das sind pro Teilnehmer und Unterrichtsstunde in der Regel rund fünf Euro.
Was sollte auf politischer Ebene verbessert werden?
Bethke: Wir sind Dienstleister für Firmen und Behörden wie das BAMF an den bundesweit 50 Berlitz-Standorten. Wir machen die Regeln und Vorschriften nicht, sondern agieren innerhalb dieser Parameter mit dem Ziel, möglichst viele Kursteilnehmer möglichst schnell auf ein höheres Sprachniveau zu bringen, damit sie sich hierzulande besser integrieren können.