Ein Gespräch über die Digitalisierung der Freizeit, die Zusammenarbeit mit lokalen Leistungsträgern, der Kommunalpolitik und Busveranstaltern sowie über die Notwendigkeit, sich als Familienbetrieb immer wieder neu zu erfinden.
Herr Fischer, Tripsdrill wurde 1929 als einer der ersten deutschen Freizeitparks gegründet. Das Geschäft hat sich seit den Anfangstagen drastisch verändert, was ist dennoch gleichgeblieben?
Die Philosophie ist seit 1929 die gleiche geblieben: Wir möchten Träume erfüllen, den Menschen Freude bereiten und immer wieder etwas Neues bieten. Unsere Gäste sollen aber auch die Kultur des „Ländle“ mit unseren Bräuchen, Geschichten und Sagen entdecken. Heute braucht es natürlich viel mehr als früher, um die Besucher zu begeistern. Der Sage nach gab es in Tripsdrill einst eine Mühle, in der die alten Weiber wieder jung gemahlen wurden. Unser Großvater hat dann 1929 die Altweibermühle als Ausflugsziel mit Gartenwirtschaft eröffnet. Nebenan entstand ein kleiner Tierpark. 1960 kamen Lokomotiven mit Pedalantrieb als erste Fahr-Attraktion hinzu. Heute besteht Tripsdrill aus dem Erlebnispark mit über 100 originellen Attraktionen, dem Wildparadies mit rund 40 Tierarten und dem Natur-Resort mit ausgefallenen Übernachtungsmöglichkeiten. Wichtig sind auch Großattraktionen, wie etwa unsere Katapult-Achterbahn „Karacho“.
Immer höher, immer schneller, immer wilder: Das ist der Trend der Attraktionen in den Freizeitparks. Wie sehen und bewerten Sie diese Entwicklung?
Wir beobachten genau, wie sich andere Parks entwickeln und welche Innovationen es in der Branche gibt. Dennoch gehen wir unseren eigenen Weg. Das Thema bei uns war schon immer „Schwaben anno 1880“. Uns ist wichtig, dass alle Attraktionen authentisch sind. Wir legen Wert auf die Liebe zum Detail: Die Holzachterbahn Mammut zum Beispiel hat das Thema „Sägemühle“ – den Wartebereich haben wir darum mit Originalteilen aus historischen Sägemühlen gestaltet. Nirgends im Park haben wir Kulissen, alles ist fest gebaut mit Materialien aus der Region.
Mit 730.000 Besuchern jährlich hat Ihr Park eine große touristische Anziehungskraft auch über die Region hinaus. Warum verzichten Sie dennoch auf große eigene Resort- und Themenhotels? Das Thema Kurzurlaub boomt doch.
Wir wollen momentan noch kein Hotel mit möglichst vielen Zimmern, sondern etwas Besonderes: 2008 haben wir vor den Toren vom Wildparadies das Natur-Resort Tripsdrill eröffnet. Mittlerweile haben wir Übernachtungsmöglichkeiten in 20 Schäferwagen und 28 Baumhäusern – und es sollen noch mehr werden. Aktuell hat unser Natur-Resort eine Kapazität von 222 Betten. Unsere Gäste sind überrascht, wie komfortabel die urigen Baumhäuser eingerichtet sind: Neben einem eigenen Bad verfügen sie sogar über eine Fußbodenheizung und kostenfreies W-LAN.
Bitte erläutern Sie uns Ihre Strategie als Freizeitpark, wie Sie also auch in Zukunft weiter erfolgreich sein wollen.
Wir müssen unsere Besucher weiterhin mit unseren bewährten Prinzipien überzeugen: Mit Originalität, Authentizität und Qualität. Das hebt uns von anderen Parks ab. Als Familienbetrieb in der 3. und bald 4. Generation möchten wir bei unseren Wurzeln bleiben. Zu unserem Erfolgsrezept gehört auch das so genannte „Edutainment“ – wir verbinden schon seit Jahrzehnten Bildung und spielerische Unterhaltung. Unsere Kernzielgruppe ist weiterhin die klassische Familie. Wir erweitern unser Angebot aber auch für neue Zielgruppen: In unserer 2016 fertiggestellten Themenwelt „Karle Kolbenfresser“ bietet die „Tüftlerstätte“, ein klimatisierter und mit moderner Technik ausgestatteter Konferenzraum, Platz für bis zu 120 kreative Köpfe.
Welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung der Freizeitindustrie im Allgemeinen und Sie im speziellen?
Die Digitalisierung eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten von Online-Ticketing, Online-Übernachtungsbuchung, bis hin zu Virtual-Reality. Hier gehen auch wir mit der Zeit. Unseren Gästen bieten wir zudem an drei Hot Spots im Park freies W-LAN. Wir wollen das echte und authentische Erlebnis aber nicht durch ein digitales ersetzen. Und obwohl wir auch Tickets online vertreiben, werden wir damit nicht das Kassenhäuschen einsparen – schließlich sollen unsere Besucher nicht mit einem Automaten reden müssen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen touristischen Leistungsträgern, zum Beispiel Busveranstaltern?
Wir pflegen eine gute, persönliche Zusammenarbeit mit den Busreiseveranstaltern. Natürlich bieten wir attraktive Provisionsstaffeln an. Die Busfahrer selbst freuen sich bei uns über 80 kostenfreie Busparkplätze und ein gemütliches „Busfahrerstüble“ mit Ruheraum. Auch mit anderen touristischen Leistungsträgern arbeiten wir eng zusammen: Da unser Natur-Resort meist sehr gut gebucht ist, kooperieren wir mit Hotelpartnern in der Region.
Der Park ist mehrfach erweitert worden. Die Kommunikation mit der Kommunal- und Landespolitik scheint also zu stimmen. Was ist ihr Rezept, Entscheidungsträger für Ihre Projekte zu gewinnen?
Es ist nicht immer einfach, Erweiterungen genehmigt zu bekommen. Bestes Beispiel ist unser Natur-Resort: Das Gelände liegt nämlich auf Flora-Fauna-Habitat- (FFH)-Gebiet. Wir hatten hohe Auflagen zu erfüllen und es dauerte mehrere Jahre, bis alles genehmigt war. Das alles kann nur funktionieren, wenn man mit den Entscheidern einen guten und partnerschaftlichen Umgang pflegt. Bestens vernetzt sind wir auch durch Mitgliedschaften in Organisationen wie der IHK, der Dehoga und dem VDFU (Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen), bei dem mein Neffe Benjamin Fischer Vorstandsmitglied ist.
Wie wird das Jahr 2017 – und was wird es vielleicht Neues geben?
Auch für dieses Jahr haben wir einige Neuheiten in Planung: Im Laufe der Saison wird ein turbulentes Flug-Duell eröffnen – ein Sky Fly, der die Flugversuche von Albrecht Berblinger, dem Schneider von Ulm, thematisiert. In unser Wildparadies wird dieses Jahr außerdem mit Fischottern eine neue Tierart einziehen. Am 30. und 31. Oktober haben wir dann mit „Feuer & Flamme“ eine im wahrsten Sinne des Wortes brandneue Veranstaltung im Programm. Und in zwei Jahren feiert Tripsdrill sein 90-jähriges Jubiläum. Auch da wird einiges passieren – aber das ist noch geheim!