Karen Löhnert, Geschäftsführerin sleepero GmbH

Ein Gespräch über Popup-Erlebnisübernachtungen an außergewöhnlichen Orten als Wachstumsmarkt, DMOs als Franchisepartner für sleeperos, und warum Nachhaltigkeit ein unverzichtbarer Aspekt des Gesamtkonzepts ist.

 

 

Frau Löhnert, Sie schaffen mit sleepero Erlebnisübernachtungen an besonderen Orten. Bitte erklären Sie uns Ihre Idee?

 Wir bieten nachhaltige Popup-Erlebnisübernachtungen an außergewöhnlichen Orten. Es geht also um ein exklusives Micro-Retreat oder Micro-Adventure für eine Nacht. Dazu haben wir einen innovativen Design|sleep Cube, das sleeperoo, entwickelt, der im Steckbauprinzip in- und outdoor einfach auf- und abbaubar ist. Die Cubes werden in Zusammenarbeit mit lokalen Spots/Hosts nach einheitlichen Qualitätsstandards bewirtschaftet.

 

Wer ist die Zielgruppe?

Unser Gast sitzt in Städten ab 100.000 Einwohnern oder in stark frequentierten touristischen Regionen. Kernzielgruppe sind LOHAs, also Menschen, die einen Lebensstil pflegen, der von Gesundheitsbewusstsein und -vorsorge sowie der Ausrichtung nach Prinzipien der Nachhaltigkeit geprägt ist. Deshalb sollen alle Cubes möglichst mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad erreichbar sein. In zweiter Linie sprechen wir all jene an, die ein besonderes Erlebnis suchen.

 

 Warum meinen Sie wird das Produkt Erfolg haben?

 Der Markt für Erlebnisübernachtungen wächst unaufhörlich. Jochen Schweizer und Mydays haben bereits eigene Rubriken dafür eingerichtet. Die Glamping- und Tiny Houses-Bewegung findet immer mehr Anhänger. Alle Portale vermitteln jedoch bisher nur einzelne lokale Angebote. Auch durch das Fehlen von Servicestandards werden wertvolle Potentiale vertan. sleeperoo bietet jetzt alle 4Ps (Product /Placement/Price/Promotion) aus einer Hand. Wir haben viel Kompetenz im Team und gleichzeitig fantastische Partner, die uns in der Leistungserbringung eines trendigen Lifestyle-Produkts mit Nachhaltigkeitsanspruch unterstützen und ergänzen.

 

Ihr Cube ist vom Design und von den Werkstoffen her ziemlich innovativ. Erzählen Sie uns ein bisschen etwas darüber.

 Das Design ist in Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar entstanden. Dort haben 19 Studenten Arbeiten zum Thema mobiles Bett am Fachbereich Design unter Leitung des Dekans Prof. Achim Hack entwickelt. Das finale Design stammt von einem Absolventen der Hochschule, der 2015 schon für den German Design Award in der Rubrik Newcomer nominiert war. Gebaut wurde der Prototyp dann von GreenBoats, einem innovativen Bootsbauunternehmen, das 2017 den Bremer Umweltpreis gewonnen haben. Die Stoffwände sind vergleichbar einer Persenning im Bootsbau. Letztendlich sind auf einem Boot die gleichen Anforderungen zu erfüllen wie in unserem Design|sleep Cube. Auf einer überschaubaren Fläche muss ein Erlebnis entstehen, das Sicherheit gegen Wind und Wetter sowie Geborgenheit bietet. Wichtig ist für uns aber auch, dass die Anforderungen des operativen Betriebs erfüllt werden. Dazu zählen Gewicht, ein einfacher Auf- und Abbau sowie eine geringe Wartungsintensität.

 

Mich erinnert das ein bisschen an den Schlafstrandkorb, den jetzt immer mehr Nord- und Ostseegemeinden anschaffen. Haben Sie diese Idee quasi weitergedreht?

 Da ich in meiner vorherigen Tätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet habe, wo man in einer ziemlich kurzen Saison sein Geld für das ganze Jahr verdienen muss, habe ich mich schon lange mit dem Thema Erlebnisübernachtungen und der Schaffung von niedriginvestiven Übernachtungseinheiten auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang entstand zum Beispiel das Design|Baumhausdorf Grüne Wiek in Beckerwitz, mit dem ein altehrwürdiges Fachwerkhaus durch wabenartig gebaute Baumhäuser völlig neu inszeniert wurde. Weitere Inspirationen waren das 0 Sterne Hotel der Gebrüder Riklin in der Schweiz, das Projekt 72Hour Cabin in Schweden oder auch die Inszenierung des Jahrs der Legenden in Wales. Hier hat man immer mit besonderen puristischen Übernachtungseinheiten Räume und Landschaften neu inszeniert. All diese Dinge passierten, bevor es einen Schlafstrandkorb gab. Außerdem wollten wir ein ganzjährig anwendbares Produkt für drinnen und draußen. Der Ansatz ist also ein ganz anderer.

 

 Um eine außergewöhnliche Erlebnisübernachtung zu generieren, braucht es Partner, die Ihre Örtlichkeiten zur Verfügung stellen. Wie genau läuft das ab?

 Wir schließen mit dem Spotgeber einen Aufstellvertrag, zusätzlich wird ein Host akquiriert, der Checkin, Checkout, Reinigung und Bettwäschewechsel übernimmt. Der Cube wird geliefert und aufgebaut – inklusive Bettdecken, Kissen und unseren Chillpacks. Dann erfolgt eine Einweisung und es kann losgehen. Mindestvoraussetzung sind 2 x 3 Meter Stellfläche, ein spannender Ort, an dem man üblicherweise sonst nicht übernachten kann und eine Toilette mit Waschbecken in fußläufiger Entfernung. Bei der Online-Buchung muss der Gast zwingend AGBs und Hausordnung akzeptieren. Wir haben das an drei Standorten erfolgreich getestet.

 

Ab wann wollen Sie auf das Angebot buchbar machen?

Ab der ITB 2018 wollen wir buchbar sein. Ab Mai nächsten Jahres, mit Start der Outdoorsaison, werden wir dann 15 sleeperos an 15 Standorten anbieten. Bis Herbst 2018 sollen es 30 sein. Im Jahr darauf planen wir mit 50.

 

Wenn eine DMO einen Cube kaufen will, wieviel soll er kosten?

 Im ersten Jahr wollen wir ausschließlich selbst betreiben und die Marke aufbauen. Danach wird es ein Franchisesystem geben, in Rahmen dessen eine DMO Franchisepartner werden kann, den Cube erwirbt und nach dem sleeperoo-Konzept bewirtschaftet. Wir möchten eine Stringenz in der Markenführung erreichen bei gleichzeitiger regionaler Vielfalt. Das hat für alle Spots, die selbst kein Know How im Beherbergungswesen und dessen Vermarktung mitbringen, übrigens große Vorteile: Der Aufstellort kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und gleichzeitig seinen Ort in einer Zeit, in der er bisher nicht genutzt wird, neu in Szene setzen. sleeperoo ist auch keine Konkurrenz zur Hotellerie, sondern ein Lifestyle-Angebot für eine besondere Nacht, vergleichbar einem Besuch einer besonderen Theater- oder Musicalvorstellung.

 

Wie funktioniert der Vertrieb?

 Der Vertrieb läuft über unsere Homepage mit bookingkit. Wir verwalten also unsere Buchungen selbst, haben eine IBE und einen Channelmanager, mit dem wir bei Bedarf auch Angebote über andere Portale absetzen können. Natürlich können wir die Buchungsfunktion auch auf anderen Seiten, etwa denen des Hosts oder der DMO einbinden.

 

Wie viel soll eine Übernachtung kosten?

 Die Übernachtung kostet mit Chillpack zwischen 100 und 250 Euro, abhängig von Ort und Tag.