Laut Zahlen des Alfred-Wegener-Instituts, das seit 2011 in der Ostsee forscht, liegen auf dem Grund der Deutschen Bucht mindestens 120 Wracks mit gefährlichen Munitionsresten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die Wissenschaftler befürchten „enorme Umweltschäden“, weil das Meerwasser an den Hüllen der Bomben, Minen und Granaten nagt – und nachweislich immer mehr chemische Kampfstoffe ins Wasser gelangen. Um die Deutschen nach Kriegsende schnell zu entwaffnen, entschlossen sich die Alliierten dazu, das Waffenarsenal vor der Küste zu verklappen. Konservative Schätzungen gehen von 1,6 Millionen Tonnen Munition in Nord- und Ostsee aus. Das entspricht dem Gewicht von 158 Eifeltürmen. Auf Antrag von FDP und Bündnis 90/Die Grünen beschäftigt die Umweltministerkonferenz mit dem Thema. Die Parteien fordern die Bundesregierung auf, eine Strategie zur Kartierung und Bergung der Munitionsreste zu entwickeln. Dafür solle eine zentrale Institution geschaffen werden und der Bund solle sich finanziell stärker einbringen als bisher. „Die Bundesländer können dieses Problem nicht alleine bewältigen“, sagt Grünen-Politikerin Steffi Lemke. Der FDP-Abgeordnete Olaf in der Beek sprach von einer „alarmierenden“ Lage. Vom Bundesumweltministerium heißt es auf Anfrage, man sei zwar zuständig für Altmunition im Meer, „nicht aber für die Bergung“ – und spielte das Thema zurück die UMK. Ein Vorgehen müsse zudem „international mit den Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee abgestimmt werden“. Immer wieder kommt es vor, dass kleine Stücke an deutsche Strände gespült werden – vor allem an die Küsten von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Sie stammen von Brandbomben, in denen Phosphor als Brandmittel eingesetzt wurde.
(27.04.21)