Marc Born, Managing Partner weekend4two

Ein Gespräch über den Trend zum Wellness-Kurzurlaub außerhalb großer Kurzentren, die wachsende Begeisterung der jungen Zielgruppe für das Thema Gesundheit, und warum es als Reiseportal wie weekend4two unbedingt nötig ist, bei den Hoteliers Einfluss auf die Gestaltung der Packages zu nehmen, wenn man am Ende zufriedene Kunden haben will.

 

 

Sie haben sich auf das Segment der Kurzreisen-Vermittlung spezialisiert, welche Rolle spielt hier das Thema Wellness?

Bei uns ist das ein sehr großes Thema. Viele Kunden setzen Kurzurlaub mit einem Wellnessaufenthalt gleich. Zumindest ist ein Wellnessbereich oft Voraussetzung dafür, dass ein Hotel überhaupt gebucht wird. Zirka 50 Prozent unserer Buchungen stehen im Zusammenhang mit Wellness.

 

Unterscheidet sich der deutsche Gast dabei von dem in der Schweiz?

Nicht in Bezug auf das, was er an Leistung möchte. Aber deutsche Kunden sind deutlich preissensitiver. Die Vorlieben sind jedoch die gleichen. Was man sehen kann: In Deutschland gibt es gerade eine riesige Dynamik im Kurzreise-Markt. Portale schießen regelrecht aus dem Boden, kommen und gehen. Das ist für Kunden schon etwas unübersichtlich.

 

Sie richten sich in der Vermarktung an eine jüngere, internetaffine Zielgruppe: Matcht das gut mit dem Segment Wellness?

Das Durchschnittsalter unserer Kunden ist  28 Jahre. Und viele sind sogar noch jünger. Trotzdem passt das sehr gut zusammen, weil das Thema gerade in den letzten Jahren viele junge Menschen erreicht. Vor allem für Paare hat das Thema enorm an Anziehungskraft gewonnen. Für die jüngere Generation gehört Entspannung im Sinne einer gesunden Work-Life-Balance schon fast zum guten Ton.

 

Kann man sagen, dass der Gesundheits-Urlaub sich durch diese junge Generation individualisiert hat?

Ja. Junge Menschen brauchen keinen großen Kurort mit viel Tradition, Klinik und Kurpark. Viel wichtiger ist ihnen ihre Privatsphäre. Die wird gesucht im Wellness-Urlaub. Die kleineren, speziellen Wellness-Hotels laufen bei uns daher am besten.

 

Was erwartet ein Gast konkret von einem Wohlfühl- und Gesundheitsurlaub?

Das ist sehr individuell. Diese Vielfalt zeigt sich auch bei unseren Angeboten. Es gibt Gäste, die wollen eine große Saunalandschaft im Hotel, weil sie dieses während ihrer drei Tage nicht verlassen wollen. Und es gibt Gäste, die schätzen eine große Therme neben dem Hotel, wollen also auch einen Umgebungswechsel. Was aber bei allen Packages gegeben sein muss, ist der echte Wellness-Charakter. Nur weil ein Hotel eine kleine Sauna hat, kann man einen Aufenthalt dort nicht als Wellnessurlaub verkaufen.

 

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Hotels aus, mit denen Sie zusammenarbeiten.

Ein Hotel, das wir verkaufen, muss ein klares Konzept haben und dadurch Mehrwerte bieten. Wir setzen hier auf Klasse statt Masse. Auf unserer Seite finden Kurzurlauber nicht tausende von Angeboten, sondern bewusst ausgewählte Top-Hotels. Ein wichtiger Faktor ist dabei natürlich die Qualität gemessen am Preis-Leistungsverhältnis. Das gilt für Drei-Sterne-Häuser genauso wie für Fünf-Sterne-Hotels. Ein Mehrwert kann sein, dass Gäste am An- und Abreisetag die Wellness- und Thermenbereiche nutzen können, obwohl noch nicht ein- beziehungsweise schon ausgecheckt ist. Darüber hinaus schauen wir uns die Kundenbewertungen auf den wichtigen Portalen an, bevor wir überhaupt in Verhandlungen gehen. Viele Häuser kennen wir auch persönlich. Und rund die Hälfte unserer Gäste bewertet seinen Aufenthalt im Nachhinein direkt bei uns, sodass wir gute Qualitäts-Checks haben.

 

Wie viele Hotels in Deutschland haben Sie Programm?

Das sind derzeit 150 Hotels mit rund 200 Angeboten. Traditionell die größte Auswahl haben wir im Süden Deutschlands, um den Schweizer Markt gut zu bedienen. Aber wir haben bundesweit Hotels, mit denen wir zusammenarbeiten. Wo wir noch zulegen wollen ist die Mitte. Perspektivisch wollen wir im deutschen Markt 300 bis 400 Hotels anbieten, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. Wir rechnen auf dem deutschen Markt für 2017 mit einem Wachstum von  rund 100 Prozent.

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Hotel? Und wo genau liegt Ihre Leistung?

Ich glaube, wir sind hier ein bisschen ein Spezialfall, weil die Zusammenarbeit von Anfang an von persönlichem Kontakt und Austausch geprägt ist. Unsere Leistung besteht darin, dass wir dem Hotel den Gast bringen, der sich dort wohlfühlen wird. Dafür beraten wir unsere Kunden auch telefonisch in vier Sprachen und können so im Sinne der Kundenzufriedenheit steuern. Auch auf die Packages nehmen wir Einfluss: Wir sagen dem Hotelier, was drin sein muss, damit unser Gast rundum zufrieden ist. Wobei das Hotel natürlich seinen Preis selbst macht. Wir geben also das Know-how über die Kundenwünsche so weiter, dass alles passt. Für den Hotelier gibt es keine Fixkosten und keine Kontingente. Pro Buchung berechnen wir eine marktübliche Vermittlungsprovision.

 

Sie sagen, die von Ihnen vermittelten Gäste sind keine Schnäppchenjäger, bitte erklären sie das.

Wir definieren unsere Reisen nicht über den Preis, sondern über Qualität und Beratung. Das ist unsere Philosophie. Wir werben nicht mit Rabatten von 30 Prozent oder unrealistischen Ab-Preisen. Und das schätzen unsere Kunden, die oft für besondere Anlässe wie Hochzeitstage oder Geburtstage buchen. Dann soll alles passen, nicht einfach nur günstig sein.