Nico Graaff, Geschäftsführung Mountainbike Tourismusforum Deutschland e.V.

Ein Gespräch über den kommenden Mountainbike-Kongress im Pfälzerwald als größte Fachveranstaltung rund ums Biken im deutschsprachigen Raum, die Novellierung des  Bundeswaldgesetzes – und eine Einladung, seine Bubble zu verlassen, um neue Perspektiven zu gewinnen.

Der Mountainbike-Kongress steht 2024 unter dem Motto „TEAM UP“! Egal ob Graveln, Mountainbiken oder naturnahes Radwandern – das Programm mit hochkarätigen Speakerinnen und Speakern bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in die vielfältigen Themen des Bikens in Tourismus und Regionalentwicklung. Besonders freue ich mich auf die Vorträge zur Wertschöpfung im Bike-Tourismus, den praxisnahen Beitrag zu KI-Tools und zu der Kraft von Narrativen von einem der Deutschen Experten hierzu. Aber auch die Best Practices aus den Regionen – dieses Jahr zu Gravelbiken, Bike-Community, Haftungsfragen und Genehmigungsprozessen – sind immer ein Highlight und sehr lehrreich. Außerdem legen wir dieses Jahr noch mehr Wert auf die Vernetzung unter den Teilnehmenden, so dass wir alle klüger, inspirierter und gestärkt für eigene Rad-Projekte aus dem Pfälzerwald zurückkehren.

Das Bundeswaldgesetz definiert auch den Rahmen für das Betreten des Waldes in Deutschland. Dieses Gesetz wird vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Klimawandels aktuell durch die Bundesregierung novelliert. Ein geleakter Referentenentwurf aus dem Herbst letzten Jahres beinhaltete weitreichende Einschränkungsmöglichkeiten für die Erholungsnutzung und das Radfahren im Wald. Als MTF begleiten wir den Novellierungsprozess mit vielen Partnerverbänden bereits seit Monaten intensiv und haben unserer Forderung nach einem positiven Rechtsrahmen für den Aktivtourismus und das Biken in Berlin Gehör verschafft. Im Frühjahr folgt jetzt die öffentliche Verbändeanhörung. Gemeinsam sollten wir uns als Akteure aus Regionalentwicklung und Tourismus dabei rechtzeitig einbringen, da es hier um die Grundlage für die nachhaltige Gestaltung von Erholungsangeboten im Wald geht. Die dann aktuelle Situation werden wir mit Expert:innen auf dem Podium diskutieren.

Die Nachfrage an Bike-Urlauben wächst seit Jahren stetig. Worauf Gäste bei Bike-Trips und -Urlauben Wert legen, das untersuchen wir regelmäßig im Mountainbike-Monitor, unserer eigenen Datenerhebungsreihe. Aktuell untersuchen wir den Markt für Gravel-Angebote genauer. Und schon jetzt ist Mountainbiken ein Breitensport, der bereits das Fußballspielen in Deutschland überholt hat. Rund 16 Millionen Menschen nutzen ein Mountainbike in der alltagsnahen Freizeit – ein Zuwachs von neun Prozent seit 2016. Auch die neuen Ergebnisse der jährlichen Destination Brand-Studie belegen das steigende Interesse deutscher Gäste an der Urlaubsaktivität „Mountainbike fahren“. Hier schlummert für Destinationen und Kommunen ein riesiges Potenzial, eine Zielgruppe mit gut strukturierten Angeboten abzuholen. Denn: Die meisten Biker:innen sind im besten Alter, verdienen überdurchschnittlich und reisen mit Ihrer Familie.

Das ist recht simpel: Die Zielgruppen kennen, aus deren Anforderungen die passenden Angebote der eigenen Region ableiten und zielgruppengerecht vermarkten. Dabei sind die Spielformen des naturnahen Radfahrens vom Graveln, übers Touren- &Trail-Mountainbiken bis zum Enduro- und Downhillbiken sehr vielfältig. Regionen können also auswählen, welches Bike-Segment am besten zu Ihnen passt. Die meisten Angebote lassen sich dabei auch in kupierten Landschaften mit sanften Hügeln und Steigungen realisieren. Oft ist dies sogar einfacher als in steilen, alpinen Regionen. Gerade Mittelgebirge, die in Zeiten des Klimawandels und anhaltend schlechter Winter neue Ansätze für den Ganzjahrestourismus suchen, können hier profitieren. Grundsätzlich ist naturnahes Biken abseits des Straßenverkehrs – frei von Gefahren und Schadstoffbelastungen – rund um urbane Ballungszentren immer interessant. Sodass Rad-Projekte im Grunde beinahe überall funktionieren können.

Für viele Teilnehmenden aus Tourismus- und Regionalentwicklung sind die Vernetzungsangebote beim Rahmenprogramm einer der Hauptgründe, alle drei Tage am Mountainbike-Kongress dabei zu sein. Wir starten mit einem Warm-Up am 4. Juni. Auf einer geführten Exkursion schauen wir mit den Verantwortlichen aus Tourismus, Community, Forst und Naturschutz in der Pfalz, hinter die Kulissen der Angebotsgestaltung. Am Abend fasst das Mountainbike-Tourismus Leuchtfeuer die wichtigsten Grundlagen für Bike-Angebote zusammen. Ideal für den Einstieg in den Bike-Kosmos. Am 5. und 6. Juni – unseren Hauptkongresstagen – wechseln sich die Vorträge mit ausgedehnten Netzwerkpausen ab, wir haben ein Speed-Dating eingeführt und schaffen viele kleine Möglichkeiten miteinander ins Gespräch zu kommen. Die geführten Wanderungen und Bike-Touren in und um Annweiler im Pfälzerwald sind ein weiteres Highlight, das eigentlich nur vom Bike-Sommerabend mit pfälzischer Kulinarik, Lagerfeuer und Live-Musik gekrönt wird.


25.03.2024